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Facebook F8 Live – Neue Features für Medien

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WLAN-Wüste Deutschland

[dropcap type=“2″]U[/dropcap]rlaub in Deutschland muss schrecklich sein. Als Tourist ist man ja völlig aufgeschmissen. Während wir uns im Ausland darauf verlassen können, dass beinahe jedes Cafè ein offenes WLAN anbietet, ist Deutschland noch immer eine absolute WLAN-Wüste.

Gerade einmal 15 000 offene Hotspots gibt es nach einer Studie des Internetverbands eco in Deutschland. Zum Vergleich in Südkorea und dem Vereinigten Königreich gibt es jeweils weit über 180 000 offene Netzzugänge.

[quote_center]Deutschland hat 1,8 offene WLANs für 10.000 Einwohner. Großbritannien über 28. [/quote_center]

Auch der Nachbar Frankreich hat über 35 000 offene WLANs, im Schnitt über fünf Zugänge auf 10 000 Einwohner. In Deutschland sind es gerade einmal 1,8. Und wie lebensrettend waren diese offenen Hotspots bei meinem letzten Frankreich-Besuch. Um das Kartenmaterial auf dem Handy upzudaten, damit man aus dem Viertel wieder hinausfindet; um im Café nachzuschauen, welches Café gleich um die Ecke den besseren Kaffee serviert hätte und um rauszufinden, was verdammt noch mal eigentlich auf der Karte steht.

WLAN Gesetz gegen Wildwuchs

Die Mangelversorgung an WLANs in Deutschland liegt übrigens keinesfalls an der Unwilligkeit der hiesigen Cafébetreiber, sondern an der Unfähigkeit der Politik. Als privater WLAN-Betreiber haftet man nämlich für alles, was über den eigenen Internetanschluss getrieben wird. Für kleine Restaurant- und Cafébetreiber ein unkalkulierbares Risiko.

Wirtschaftsminister Gabriel hätte gerade mit einem neuen WLAN Gesetzesentwurf alles ändern können. Doch anstatt die Hürden abzubauen, hat man sich neue ausgedacht. Eine Reihe von „zumutbaren Maßnahmen“ soll laut Gesetzestext dafür sorgen, dass kein WLAN-Wildwuchs entsteht. Die Betreiber dürfen ihr WLAN danach nicht offen, sondern nur verschlüsselt anbieten. Sie sollen die Nutzer kennen und die Nutzer müssen vorher zustimmen, keine Rechtsverletzung zu begehen.
Als würden wir alle das Internet in erster Linie zum Rechtsbruch nutzen.

Lobbygesetz für kommerzielle HotSpots statt freiem WLAN

All das von einer Bundesregierung, die Deutschland zum „führenden digitalen Standort in Europa“ machen will. Warum dann so ein krudes Gesetz? Vermutlich stehen dabei andere Interessen im Vordergrund. An anderen Netzzugängen herrscht nämlich immer weniger Mangel: Kommerzielle WLAN-Hotspots gibt es in Deutschland mittlerweile über 75 000. Und Betreiber wie die Telekom denken sich immer neue Wege aus, ihr Netz zu vergrößern. So hat die Telekom Hotspot-Flats aus den meisten Standard-Mobilfunkverträgen rausgeschmissen und bietet nun an, dass man doch seinen Heimanschluss mit anderen Kunden teilen soll, um wieder Zugang zum Magenta Hotspot-Netz zu bekommen. Man gibt also seine Bandbreite ab, damit die Telekom noch einmal Geld verdienen kann.

Wer sein WLAN mit anderen teilen möchte, sollte sich lieber die Freifunk-Vereine anschauen, die tatsächlich versuchen, flächendeckendes offenes Netz zu ermöglichen. Oder man fährt einfach mal wieder ins Ausland und genießt dort offene WLANs in gemütlichen Cafés.

Bild: CC BY-NC-ND 2.0 Bierlos
Dieser Text erschien zunächst als Kolumne in der Allgemeinen Zeitung

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Webvideo-Trends: Jenseits von YouTube

Derzeit gibt es eine Menge neuer Webvideo-Trends, die über YouTube hinausgehen. Vor allem Live ist ein immer größer werdendes Thema. Sei es YouNow, das Jugendschützern unverhältnismäßig viele Schweissperlen auf die Stirn treibt, sei es Meerkat, das Journalisten im Alleingang zum Gewinner der #SXSW küren oder Snapchat, das mit seiner Mischung aus Bildern und Hochkantvideos immer neue Rekordbewertungen einholt.

Breitband zu Webvideo-Trends: Live und Hochkant

Hinzu kommt Facebook, das YouTube versucht Wasser abzugraben, genau wie Twitter, das sich bemüht seine eigene Videofunktion zum Laufen zu bekommen.

Ich war am Samstag in der Breitband-Sendung des Deutschlandradio Kultur zu Gast um genau über diese Phänomene mit Anna Moll, Christina Maria Schollerer und natürlich dem Moderator Philip Banse zu diskutieren. Hier kann man die Sendung nachhören:

Video wird Kommunikationsform

Wir haben viel über die neuen Formate und Erzählformen gesprochen, die diese Dienste hervorbringen. Ob sie das Storytelling verändern und wenn ja wie. Mein zentraler Punkt war glaube ich, dass Video immer mehr zu einer Kommunikationsform wird, wies es Textnachrichten waren. Wo ich früher eine SMS geschickt habe, kann ich heute ein schnellen Clip via Snapchat senden. Wo ich livebloggte, sende ich nun einen Meerkat stream. Entscheidend wir das bei der Bewertung des Inhalts: Vieles davon ist nicht hochtrabender Journalismus, sondern schlicht menschliche Kommunikation.

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Apple Watch: Nur noch eine Hautschicht bis zum Cyborg

Die Technik durchdringt bald alle unsere Lebensbereiche.  Sie wird sogar immer mehr ein Teil von uns selbst. Als Steve Jobs 2007 das erste iPhone vorgestellt hat gab es vor allem Jubel dafür, dass es ein Telefon und einen iPod  enthält. Dass das Gerät auch Internet kann, erhielt nur verhaltenen Applaus. Dabei benutzen wir heute in unseren Smartphones vor allem Apps und den Browser, telefoniert wird vergleichsweise wenig. Doch darüber hinaus hat sich das Smartphone für Viele als Zentrale ihrer Kommunikation entwickelt und ist somit der wichtigste Gegenstand in ihrem Leben.

Das Smartphone kontrolliert mein Leben

Für mich ist das Smartphone das Gerät mit dem ich einen Großteil meines Lebens bestimme und unter Kontrolle behalte: Ich bearbeite Arbeitsmails, erledige Bankgeschäfte, kommuniziere und spiele darüber mit Freunden, lese die Zeitung und sogar meinen neuen Kühlschrank habe ich online mit dem Smartphone bestellt.  Mit der Einführung von Smarthome-Geräten und diverser Fitnessapps steht der nächste Schritt an. Es verbinden sich immer mehr Bereiche meines Lebens mit dem Handy.

Apple Watch Cyborg Health Kit

Bei Apple wollen die Initiativen HomeKit und HealthKit dafür sorgen, dass ich demnächst auch meine Wohnung und meine Gesundheit mit dem iPhone steuere. Sollte der Bezahldienst ApplePay demnächst auch in Deutschland starten werden auch immer mehr Interaktionen in der realen Welt mit dem Handy ablaufen. Mein Portemonnaie könnte ich dann fast zuhause lassen, hätte es nicht eine wesentlich bessere Akkulaufzeit als jedes iPhone.  

Verwachsen mit dem Smartphone

Trotzdem sind Viele mit ihrem Smartphone schon fast verwachsen, so häufig halten sie es in den Händen.

Darauf folgt Anfang nächster Woche der nächste Schritt, wenn Apple voraussichtlich seine Apple Watch vorstellen wird. Damit wird Technik zum zweiten Mal tragbar und wandert direkt an unseren Körper (näher als je zuvor). Apple hat die Uhr schon bei der ersten Ankündigung ihr „intimstes Gerät bislang“ genannt.

Apple Watch: Das intimste Gerät bislang

Auch mit der Uhr soll man bezahlen und seinen Puls messen können. Engen Freunden kann man sogar seinen Herzschlag zuschicken. Es gibt dann kaum noch Momente, in denen die Technik nicht Teil unseres Lebens sein wird. Vom Cyborg trennt uns dann nur noch eine Hautschicht.

Bild: Cyborg CC-BY 2.0 chiaralily;  Health Kit Icon CC-BY-SA 4.0 Luis Abreu
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ieser Artikel erschien zunächst als Kolumne in der Allgemeinen Zeitung

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Vergiss alles, was du geglaubt hast über Snapchat zu wissen

Snapchat ist in den Köpfen Vieler immer noch eine App mit der sich Jugendliche pikante Sexbildchen untereinander zuschicken. Nachrichten die sich nach kürzester Zeit wieder löschen können doch eigentlich nur für Sexting gut sein. Aber wieso zur Hölle soll das 19$ Milliarden Dollar wert sein?

Snapchat ist nicht nur Sexting

Snapchat nicht nur Sexting, sondern Social Network
Bild: CC BY 2.0 Pro Juventute

Dabei ist Snapchat mehr als Sexting. Snapchat ist Kommunikation für das mobile Zeitalter mit dem Smartphone und während WhatsApp nur die Kosten für die SMS spart, setzt Snapchat auf Bilder. Bilder ermöglichen eine spontane und direktere Kommunikation, erst recht jetzt, da wir alle zunehmend bessere Kameras in unserer Hosentasche herumtragen. Bilder transportieren wesentlich einfacher Emotionen ohne umständlich Nachrichten zu formulieren. Und wie Instagram schon bewiesen hat: Bilder haben keine Sprachbarriere.

Zusätzlich bietet Snapchat auch noch den einfachsten Weg Smartphonefotos vollzukritzeln oder mit Text zu versehen. Eigentlich ist Snapchat auch eine der einfachsten Bildbearbeitung Apps. So ermöglicht es eben eine schnelle Art der Kommunikation.

Vom Messenger zum Social Network

Wie Snapchat funktioniert
Screenshot aus Casey Neistats „How Snapchat Murders Facebook

Aber während viele Snapchat noch immer als reinen Messenger im Kopf haben, hat es sich längst weiter entwickelt. Wichtigstes Feature dafür sind die Snapchat Stories: Die erlauben es Bilder und Videos nicht nur an eine Gruppe von Freunden sondern an alle seine Freunde, beziehungsweise öffentlich in der App zu posten. Damit ist Snapchat näher an Vine, als an einem Messenger, nur mit weniger künstlerischem Anspruch. Stattdessen geht es darum Geschichten unmittelbar aus seinem Leben in Videos zu teilen. Twitter für Video sozusagen. Gleichzeitig wird man dazu verleitet gefälligst regelmäßig reinzuschauen, denn die Stories sind nur 24 Stunden verfügbar. Das macht es gerade für Teenies interessant, denen doch immer wieder eingebläut wird, sie sollen bloß keine Partyfotos auf Facebook posten, dass könnte ihnen ihre ganze Karriere verbauen.

Die Snapchat Stories sind längst das beliebtere Feature als die klassischen Snaps. Und auch hier sind inzwischen Stars entstanden, zum Beispiel Jerome Jarré mit über 1,5 Millionen Follower auf Snapchat. Da diese Stars einen sehr direkten Draht zu ihren Kontakten haben, werden sie für immer mehr Unternehmen interessant. Und so ist Snapchat inzwischen von einem Messenger zu einem Social Network geworden.

[quote_center]→Guck dir an „Wie Snapchat funktioniert“ mit Jerome Jarre und seinen 1,5 Millionen Followern[/quote_center]

Größer als TV

Snapchat als Social Network macht sogar dem TV Konkurrenz
Oldschool Fernseher in meinem Wohnzimmer

Doch nicht nur Facebook und Twitter müssen sich warm anziehen, einige sehen den Dienst als Angriff auf das TV Geschäft.

Denn Snapchat hat inzwischen ordentliche Zahlen vorzuweisen: Die Mega-Story zum Schneesturm in New York, bei der Snapchat die besten Snaps der Nutzer kuratiert und anschließend an alle Nutzer gesendet hat, wurde über 24-millionenmal angeschaut. Der Business Insider vergleicht das mit Zahlen von AMCs Hitshow „The Walking Dead“, dort wurde das Staffelfinale von 21 Millionen Zuschauern verfolgt. Und die Snapchat-Nutzer sind auch noch extrem engagiert.

Casey Neistat, der sich bislang vor allem auf YouTube tummelte und dort 480.000 mal abonniert wurde, hat inzwischen Snapchat für sich entdeckt und sagt, das Feedback das er dort bekommt, größer sei als alles, was er bisher erlebt hat.

Da wird es auch für Werbekunden interessant. Ben Thompson von Stratechery analysiert Snapchat ebenfalls im Zusammenhang mit sinkenden TV zahlen und stellt fest: Marken wollen vor allem ein junges Publikum erreichen, das sich mit der Botschaft auseinandersetzt und so eine emotionale Bindung entsteht.

Und Snapchat bietet genau das: 200 Millionen monatlich aktive Nutzer und in den USA eine 50% Durchdringung der 18-24 Jährigen. Tendenz steigend. Dazu ein Werbeformat, dass Interaktion fordert: Videos werden nur abgespielt so lange ich mit dem Finger draufbleibe, insofern können sich Werbekunden sehr sicher sein, dass ihre Botschaft auch tatsächlich angeschaut wurde. Und all das mit erstaunlich wenig Tracking.

Snapchat – the next Social Network

Snapchat Social Network
Noch ein Screenshot aus Casey Neistats Film. Und aus Breaking Bad Obviously.

Längst hat Snapchat TV Sendern sogar Obhut geboten: Mit dem Discover Feature wurden andere Medienanbieter auf die Platform gehoben. Darunter CNN, MTV, Vice, Fusion und National Geographic. Sie alle dürfen auf Snapchat ausgewählte Stories präsentieren. Um die fünf am Tag. Vice zeigt dann mal eine seiner 30 minütigen Dokus, CNN Nachrichtengeschichten speziell für Snapchat aufgearbeitet. Nach einem Tag sind die Geschichten wieder verschwunden.

So ist Snapchat nicht nur ein Dienst ein auf dem ich mit meinen Freunden kommuniziere, sondern zunehmend auch andere Inhalte, von Nachrichten bis zu Entertainment, konsumiere. Snapchat ist vom Sexting-Messenger zum Social Network geworden, in dem Marken eine junge Zielgruppe erreichen. [Tweet this!]


Man findet mich auf Snapchat als netzfeuilleton.
snapchat-netzfeuilleton
Und wenn man hier seine eMail-Adresse einträgt findet man einmal die Woche spannende Mediengeschichten in seinem Postfach. [mc4wp_form]

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Bewegen & Beschäftigen Medien Netz &

Wir müssen unsere Informationsblase durchstechen

Eigentlich bietet das Netz einen Segen an unendlicher Information. Man kann jederzeit Zeitungen und TV-Sender aus aller Welt verfolgen. Auch zu jeder noch so kleinen Nische findet man noch ein passendes Blog, das bis ins kleinste Detail Entwicklungen und Neuigkeiten bespricht.

In der eignen Meinung ist es bequem

Und natürlich findet man auch jedes Meinungscoleur. Während die großen Medien immer meinungsschwächer geworden sind, um möglichst keine Lesergruppe zu verschrecken, findet sich im Netz mit Sicherheit ein Nachrichtenangebot, das genau der eigenen politischen Linie folgt. Hier lauert aber auch die Falle es sich in der eigenen Meinung bequem zu machen, nur noch Dinge zu konsumieren, die die eigene Weltsicht bestätigen.

Vor allem da die Informationsblase technisch noch verstärkt wird. Eli Pariser hat das vor drei Jahren in seinem Konzept der „Filter Bubble“ erläutert: Basierend auf unserer Suchgeschichte liefert uns Google Ergebnisse, die zu uns passen und Faceboook analyisert mit welchen Statusupdates wir interagieren. So kommt es, dass wir im Internet immer mehr von dem sehen, was uns interessiert und vor allem unserer Sichtweise entspricht. Langfristig führt das allerdings dazu, dass man kaum noch Nachrichten und Meinungen aus anderen politischen Lagern wahrnimmt.

Abschottung ist eine menschliches, kein maschinelles Problem

Inzwischen zeigt sich, dass diese Abschottung in erster Linie kein maschinelles sondern ein menschliches Phänomen ist. Wer die Social Media-Präsenzen und Kommentarspalten von so genannten Mainstreammedien verfolgt, sieht, dass diese durchaus wahrgenommen werden. Hier kommentiert ein wildes Gemenge aus Verschwörungstheoretikern, Pegida-Demonstranten und Afd-Anhängern, die die Medien gerne als System- oder Lügenpresse beschimpfen. Diese Menschen nehmen die Mainstreammedien also noch war, aber nicht mehr ernst. Alles was nicht in das geschlossene eigene Weltbild passt, wird als vermeintliche Propaganda der Nato, CIA oder von Gutmenschen abgelehnt.

Und wenn doch mal etwas zu ihrer engstirnigen Sicht passt, dann wird es nicht etwa als Beweis für die Unabhängigkeit der Medien realisiert, sondern als „Wir haben es ja schon immer gesagt“-Bestätigung. Ironischerweise verfolgen dabei genau diejenigen eine Agenda, die den Medien eine unterstellen: Sie wollen immer wieder ihre eigene Weltsicht bestätigen.

Wir müssen aktiv unsere Informationsblase zerstechen

Deshalb muss man als Nachrichtenkonsument aktiv seine Informationsblase zerstechen. Andere Meinungen wahrnehmen und mehrere Blickwinkel verfolgen. Nur so lässt sich eine fundierte Meinung bilden.
Nur so lässt sich überprüfen ob das eigene Weltbild zumindest noch lose auf der Realität basiert.

Titelbild: CC BY-ND 2.0 Olli Henze

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Gesellschaft Kultur Netz &

Wie die Digitalisierung mein Weihnachten persönlicher macht

Viele folgen dem Vorurteil, die Digitalisierung mache alles unpersönlicher. Alles starren nur noch auf ihr Handy und schauen sich nicht mehr an. Irgendwie ist alles eins und null, nichts mehr analog. Die Haptik fehlt, wenn wir nur noch nach der Cloud greifen.

Digitale Geschenkewelt

Und die Digitalisierung verändert auch was zu Weihnachten unter dem Baum liegt: eReader, Tablet und Smartphone machen viele der klassischen Weihnachtsgeschenke zu einem echten Fauxpas. Eine CD zu verschenken hat seit Spotify und iTunes nur noch wenig Wert. Wer verzweifelt ein Geschenk sucht, kann nicht länger die Abkürzung über das Spiegel-Bestsellerregal nehmen, wenn der Empfänger einen Kindle besitzt. Und auch DVDs und BluRays dienen für jeden mit Netflix oder Amazon Instant Video-Zugang in erster Linie als Staubfänger.

Und während die Verbreitung der digitalen Güter stetig voranschreitet hat bis heute noch niemand einen guten Weg gefunden, um sie so verschenkbar zu machen, dass sie Freude bereiten. Entweder kommen sie in Form einer Gutscheinplastikkarte oder landen zwischen den Spam-Nachrichten einfach im eMail-Postfach des Beschenkten. Keine DVD-Hülle, die als Gesprächsanstoß dient, kein CD-Cover, dass begeistert und kein Klappentext, der dazu auffordert noch unter dem Weihnachtsbaum loslesen zu wollen. Hier kann irgendein findiges Start-Up noch viel Geld verdienen.

DVDs, CDs und Bücher taugen nur noch als Staubfänger

Doch sind wir ehrlich – oft waren diese Geschenk auch nur der bequemste Weg. Das schnelle Last Minute-Geschenk. Und so stelle ich fest, dass gerade meine Weihnachtsgeschenke im Zuge der Digitalisierung eben persönlicher werden. Und das hat ausnahmsweise nicht mit einem Algorithmus zu tun, der das perfekt zugeschnittene Weihnachtsgeschenk anhand von Facebook-Likes und Amazon-Historie bestimmt, sondern viel mehr damit, dass ich nun gezwungen bin mir viel mehr Gedanken machen.

Und so finde ich tendenziell persönlichere Geschenke. Etwas, das sich derjenige tatsächlich gewünscht hat. Eine Kleinigkeit die genau zu ihm passt oder an etwas schönes erinnert. Und im Zweifelsfall verschenke ich einfach das Wertvollste und Persönlichste was ich habe: Meine Zeit. Nichts freut Großeltern und Angehörige wohl mehr. Ich muss nur aufpassen dabei nicht zu viel aufs Handy zu starren.

Bild: CC BY 2.0 William Warby

Mein Amazon Wunschzettel.

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Bewegen & Beschäftigen Medien Netz &

Neue Features für Medien auf Facebook: Zielgruppen gezielt ansprechen

Facebook hat angekündigt für Medienunternehmen neue Funktionen freizuschalten und darunter sind einige extrem interessante Neuerungen.

Facebookposts auf Zielgruppen einstellen

So soll es möglich sein die eigenen Posts nochmal auf eine bestimmte Zielgruppe in der eigenen Fanmasse zu begrenzen. Bislang war die Ausrichtung bestimmter Posts anhand von Interessen nur in bezahlten Postings möglich.

Das sind großartige Nachrichten für alle Medien die eine breite Zielgruppe und den general news-Bereich bedienen. Bislang war es schwierig beispielsweise Sportfans und Kulturliebhaber auf einer Seite zufrieden zu stellen, ohne die einen mit dem anderen Thema zu überfrachten. Jetzt kann man am Abend eines Fußballspiels gezielt die Fans mit Informationen versorgen, die sich dafür interessieren.

Facebook Zielgruppen Ansprache anhand von Interessen

Vor allem könnte man nun im Prinzip alle Fans mit ihrem Thema unter einer Dachmarke und Seite ansprechen, anstatt Tausend vertikale Facebookseiten zu gründen und zu managen.

Wie gut das ganze in der Praxis funktioniert muss sich erst noch zeigen, schließlich hängt die Zielgruppe, die man auswählen kann auch davon ab, was die Nutzer in ihrem eigenen Profil als interessen angeben. Und vielleicht haben sie die Medienseite ja geliked, um einen generellen Überblick über die Nachrichtenlage zu bekommen.

Ich höre die Filter-Bubbel-Piekser jedenfalls schon wieder Zeter und Mordia schreien, aus Angst ein Abschottung. Dazu bleibt abzuwarten, wie Facebook die Einschränkungen auf Zielgruppen in seinem Algorithmus bewertet und ausspielt und inwiefern andere singale (Interessiert sich für Kultur, klickt trotzdem abundan Sportmeldungen) berückstichtig.

Posts mit Ablaufdatum

Als zweites sollen Posts mit einem Ablaufdatum versehen werden können. War es bisher nur möglich zu planen wann Beiträge in der Zukunft erscheinen sollen, ist es jetzt auch möglich einzustellen, wann sie verschwinden soll. Ein gutes Mittel für Eilmeldungen, Ankündigungen und Liveevents. Warum soll die Ankündigung zum Schalke Spiel noch online stehen, wenn das Ergebnis längst feststeht?

Vor allem da Facebooks Algorithmus in verschiedenen Timelines auch immer mal wieder stunden- oder tagealte nach oben gespült hat. Hier ist ein Ablaufdatum natürlich ein weiterer Anhaltspunkt für den Algorithmus: Ob er eine zeitkritische Meldung vielleicht schneller verbreitet, zumindest aber wann er damit aufhören sollte.

Smart Publishing

Mit asugewählten Partnern testet Facebook außerdem ein Feature names Smart Publishing, das häufig geteilte Artikel der eigenen Seite in der Timeline der Fans auftauchen lässt, ohne das man sie selbst gezielt teilt. Sehr spannend, wie Facebook hier seine Insights einsetzt.

Offensichtlich weiß Facebook oft besser, was gut funktioniert, als die Medien selbst.

Titelbild: CC-BY Massimo Barbieri
Screenshot: Facebook

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Netz & Youtube News & TV 2.0

Wie Facebook YouTube angreift

Facebook liebt Video, zumindest im Moment. Und damit könnte das Social Network zur Konkurrenz für YouTube werden. Wenn ich aktuell durch meine Facebook-Timeline scrolle, besteht diese zu einem grossen Teil aus Videos. Und damit meine ich immer weniger Links zu YouTube, sondern Videos, die direkt auf Facebook hochgeladen wurden. Dank der Autoplay-Funktion fangen diese Videos im Stream auch direkt an zu spielen, wenn auch ohne Ton. Durch diesen Trick erzielen sie enorme Abrufzahlen. Auch die Engagementraten schlagen bisher alle anderen Medienformate auf Facebook wie Fotos, Links oder Textposts. Videos auf Facebook werden viel schneller geliked, kommentiert und geteilt.

Facebook Videos mit 1 Milliarde Abrufen am Tag

Dahinter steckt keinesfalls Zufall, sondern Kalkül von Facebook. Wie Recode weiß, hat Facebook seinen Algorithmus angepasst, um den Nutzern mehr Videos im Stream anzuzeigen. Mit Erfolg: Facebook gibt an, inzwischen 1 Milliarde Videoabrufe pro Tag auszuliefern. Und so viele Tutorials und Fragen zum Abschalten zu Autoplay es gibt, so erfolgreich macht es auch die Videos.

Facebook wird für YouTube gefährlich

Viele sind darauf bereits aufgesprungen: Spätestens seit der Ice Bucket Challenge haben auch immer mehr Nutzer auch die Video-Funktion von Facebook benutzt und viele derer die dort teilgenommen haben, haben zum ersten Mal überhaupt ein Video ins Netz gestellt. Und das erste Video von sich selbst im Netz haben sie dann direkt bei Facebook hochgeladen. Und gerade heute hat Facebook sein neues „Thank You“-Feature vorgestellt, bei dem Nutzer gezielt dazu aufgefordert werden Videos direkt auf Facebook hochzuladen. Wo lange YouTube als die Plattform für Amateure galt und sich immer weiter professionalisiert hat, positioniert sich jetzt Facebook als ultimativen Weg um Videos einfach und schnell mit seinen Freunden zu teilen.

Facebook Video upload

Marken und Profis setzen auf Facebook Videos

Doch die wahre Bedrohung lauert nicht bei den Amateuren, sondern den Profis die inzwischen auf Facebook Video setzen: Auch professionelle YouTuber laden inzwischen Clips auf Facebook hoch, vielleicht auch nur um ihren eigentlichen Kanal zu bewerben. BuzzFeed kooperiert eng mit Facebook und lädt seine Clips direkt dort hoch. Ihr Geschäftsmodell und der Traffic auf die eigene Seite stehen dabei hinten an, aber ich würde mal vermuten, dass BuzzFeed früher oder später auch gesponserte Clips auf Facebook hochladen wird und sein Modell des Native Advertising damit auch auf Facebook ausbreitet. Inzwischen sind auch einige Marken dazu übergegangen ihre Videos direkt auf Facebook hochzuladen. AdWeek berichtet von Budweiser, McDonalds und Beyoncé, die inzwischen ihre Videobeiträge lieber direkt auf Facebook hochladen, anstatt dort YouTube-Links zu teilen. SocialBakers hat diesen Trend über 20.000 Facebook-Seiten hinweg beobachtet:

Facebook Video - Welche Videoquellen wurden geteilt

Es geht um über 500 Milliarden Dollar

Facebooks Geschäftsmodell scheint dabei recht klar zu sein, schliesslich kann Facebook jederzeit wieder an seinem Algorithmus schrauben. Zahlreiche Unternehmen haben sich zuletzt beschwert, dass ihre Reichweite auf Facebook gesunken ist. Facebook hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht und bietet an, jederzeit die Reichweite gegen Werbedollar zu erhöhen. Ein Milliardengeschäft, denn es könnte Brand Advertising ins Netz bringen. Ben Thompson schätzt, dass dieses Geschäft Google überflügeln könnte. Denn Google hat bislang nur ein funktionierendes Konzept für Search Advertising gefunden, das ganz am Ende einer Werbekampagne steht und jährlich circa 50 Milliarden Dollar ausmacht. Doch bei den restlichen 500 Milliarden Dollar im Werbegeschäft geht es vor allem darum, überhaupt erst einmal Aufmerksamkeit für eine Marke zu erschaffen, bevor die Leute schlussendlich danach googeln können.

Facebook und YouTube kämpfen um die Zukunft des TV-Spots

Momentan passiert viel davon beispielsweise über TV-Spots, doch bringen sich YouTube und Facebook in Stellung, um in Zukunft ein möglichst grosses Kuchenstück davon abzubekommen. YouTube gehört zu Google und hat mit seiner konkreten Videoausrichtung natürlich einige Vorteile, aber die oben beschriebene Aggressivität, mit der Facebook vorgeht, macht es zu einem ernsten Konkurrent. Vor allem könnte Facebooks Autoplay-Feature in der Timeline besser geeignet sein, Nutzer nebenbei mit einer Werbebotschaft in Verbindung zu bringen, als das Konzept von YouTube, das Nutzer die Werbung nach wenigen Sekunden überspringen lässt. Und wenn erst genügend Unternehmen Video auf Facebook nutzen, wird auch Facebook hier die organische Reichweite wieder zurückschrauben und für das Erreichen weiterer Menschen Geld verlangen.

Bild: Screenshot – Auch Beyoncé setzt mittlerweile auf Facebook Videos.
Diesen Artikel habe ich zunächst fürs TV 2.0 Blog verfasst.

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Warum Privatsphäre wichtig ist

Glenn Greenwald erklärt in seinem TED-Vortrag, warum Privatsphäre für jeden einzelnen wichtig ist. Wir haben eben doch etwas zu verbergen, jeder Einzelne von uns. Nicht umsonst verhalten wir uns anders, sobald wir uns beobachten fühlen. Wir bohren nicht in der Nase und wir tanzen vielleicht nicht ganz so ausgelassen durch die Wohnung. Und wenn doch mal jemand tanzt „like nobodys wathcing, ist es gleich eine YouTube Seansation.

Privatsphäre: Wir wollen nicht jeden in unserem Wohnzimmer

Wir machen die Tür zu und hängen Vorhänge auf, weil wir nicht jeden in unser Wohnzimmer lassen möchten. Überwacht zu werden verändert also unser Verhalten. Wir entwickeln eine Schere im Kopf, verschweigen bestimmte Dinge und überlegen welcher unserer Taten uns verdächtig machen könnte.

Der Vortrag von Glenn Greenwald taucht so ähnliche auch in seinem Buch „No Place to hide“ auf. Eine exzellente Argumentation gegen jeden der behauptet er habe „nichts zu verbergen.“