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Bewegen & Beschäftigen Politik

Wo ist die Zukunft hin, in der Politik?

„Wo ist die Zukunft hin?“ heißt die kleine Serie, in der ich mich mit Alex Boerger über verschiedene Aspekte unterhalte wo es denn hingehen könnte, sollte und es nicht tut. Nach der Vorstellung letzte Woche gibt es nun die erste „richtige“ Folge und es geht um Politik. Welche Visionen gibt es noch? Welche sollte es geben?

Wer meint er müsse bei unserem Gespräch nicht unsere hässlichen Fressen  feinen Gesichtszüge anschauen, der kann sich das ganze auch als reines Audioformat geben. Ungeschnitten, 8 Minuten längere Fassung!

Wo ist die Zukunft hin? In der Politik. by netzfeuilleton

Aber was uns natürlich noch interessiert ist eure Meinung, eure politische Vision!

Die nächste Folge gibt es dann nächste Woche, um sie nicht zu verpassen entweder den Youtube-Kanal oder hier den RSS-Feed abonnieren. Oder beides.

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Kleines Fernsehen Politik

Jon Stewarts „Victory Dance“ und Bill O’Reillys 16 $-Muffins

Es ist natürlich immer wieder ein Highlight, wenn Jon Stewart auf einen der Vertreter von Fox News trifft. Auch wenn die Fehde momentan wieder etwas abgekühlt ist, war Bill O’Reilly am Mittwoch bei Jon Stewart zu Gast, um sein neues Buch „Killing Lincoln“ vorzustellen. Darüber sprachen die beiden allerdings nicht, sonder über Steuererhöhung und -verschwendung, sowie 16 $-Muffins. Pëll und ich haben uns als alte Jon Stewart-Experten die Sticheleien der beiden angeschaut und darüber gesprochen. Aber seht erst einmal selbst die „extended“ Fassung des Gesprächs:

Und nun unser Gespräch:

Jannis Kucharz: Hm, ich hatte mir von Jon Stewarts Interview mit Bill O’Reilly mehr erwartet.

Pëll Dalipi: Ich finde es ist gut, O’Reilly gab sich für seine Verhältnisse sehr „links“.

Jannis: Ja, aber Stewart, der das sonst bei fast allen schafft, bekommt ihn nicht geknackt. O’Reilly ist einfach zu sehr Profi.

Pëll: O’Reilly hat rhetorisches Talent, könnte man sagen, was seine Art Fragen zu beantworten, betrifft. Aber Stewart hat sehr viel mehr aus ihm „herausgelockt“ als es bei O’Reilly üblich gewesen wäre. Es ist nicht zu erwarten, dass er die Idiotie von Fox News preisgibt, solche Fragen wurden ihm zu oft gestellt. Erkenntalletricks.

Jannis: Das stimmt, aber O’Reilly behaupte ich, hat sich vorher genau aufs Stewarts Masche eingestellt und natürlich auch versucht die Gesprächsfürhung zu übernehmen. Das war stets der dauernde Kampf zwischen den beiden erfahrenen Interviewern, wer gewinnt die Oberhand. Man hat auch gemerkt, das sie sich wirklich kaum… ausstehen ist das falsche Wort.

Pëll: Die beiden trafen ja das wie vielte mal aufeinander an? Das Vierte, Fünfte? Ja, es ist so eine Art Hass-„friendship“. Friendship dabei als das genommen, was es im englischen Sprachraum eigentlich bedeutet.
Ich würde sagen, die Beiden waren relativ gleich auf. In früheren Interviews war Stewart immer überlegen. Wer hatte für dich diesmal die Oberhand?

Jannis: Am Anfang definitiv O’Reilly und Stewart hat sie nur langsam wieder bekommen. Und ich fand seinen “victory dance” eher…

Pëll: …deplatziert.

Jannis: Ja, genau normalerweise passt es zu Stewart und ist sympatisch, aber in dieser Atmosphäre wirkte es seltsam. Erst reicht, weil O’Reilly souverän reagierte und ihn dabei einfach nur sehr von oben herab anschaute, was die ganze Lächerlichkeit noch mehr hervor hob.

Pëll: Und ganz ehrlich, es sah total bescheuert aus.
Das Problem ist vielleicht, das O’Reilly diesmal nicht der pinhead war (wie er ja alle Leute nennt) wie man es von ihm erwartet, sondern argumentierte und sogar auch Eingeständnisse machte. Stewart war auch etwas schwach vorbereitet, siehe beispielsweise die “16$-Muffins”.

Jannis: Wobei O’Reilly dabei natürlich sehr populistisch war.

Pëll: Ja, klar, auch die Häufigkeit mit der er Solyndra erwähnte. Ein Skandal, keine Frage, aber im Vergleich zu all den Bush-Skandalen eine Kleinigkeit.

Jannis: Wobei man da auch wieder das unterschiedliche Klima zwischen den USA und hier sieht: Eine Initiative für erneuerbare Energien würde hier zu Lande momentan niemand anprangern.

Pëll: Die USA sind eben sehr „opinion-driven“. Gleichzeitig kommen da mehr Sachen ans Licht, nur oft werden sie nicht wahrgenommen, wenn genügend Leute Falschaussagen so oft wiederholen wie möglich, siehe “death panels” und “Obama is the new Hitler/Stalin”.
Aber es ist sowieso sehr tragisch. Die Republikaner scheinen alle Obama-Plänen zu verneinen und sich dabei bessere Chancen für die Wahl zu erhoffen, indem sie zeigen, dass in all den Monaten nichts geschehen ist. Wobei das stark an ihner Sturheit selbst liegt.

Jannis: Ja, da bin ich mal gespannt, wie es ausgeht. Wie ist den Obamas Popularität im Moment?

Pëll: Ich glaube nicht besonders gut. Aber das war auch bei Bush eine Weile so. Ich hoffe sehr, dass er wiedergewählt wird.

Jannis: Naja, nichts was ein paar Spin-Doktoren nicht wieder hinbiegen könnten. Ja, das hoffe ich auch.

Bild: Screenshot Comedy Central

Wer konnte eurer Meinung nach mehr punkten? Jon Stewart oder Bill O’Reilly?

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Netz & Politik

Internetausdrucker beim Medienkompetenznetz

Das Medienkompetenznetz RheinMain vergibt jährlich den MKN-Award, seit diesem Jahr gibt es auch eine Kategorie online. Auch wenn am Bewerbungsverfahren sicher noch gefeilt werden könnte.

Medienkompetenz und Netz in einem, na das klingt doch gut und fortschrittlich. „Unter der Federführung der Stadt Mainz […] wurde in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt Rhein Main eine Mediendatenbank für die Medienwirtschaft im Rhein-Main-Gebiet geschaffen, um eine stärkere Vermarktung der Medienbranche auf nationaler und internationaler Ebene zu erreichen und eine Schärfung des Profils der Region zu generieren.“, so der Auftrag dieses Netzwerkes aus regionalen Partnern.

Auch wenn der Begriff der Medienkompetenz teilweise umstritten ist, sind sich doch alle einig, dass es wichtig ist, diese zu stärken.

So wird auch jährlich ein MKN-Award vergeben, für „die besten Unternehmensdarstellungen“. Das Event lässt dabei nicht zu wünschen übrig: „Auch 2005 war in der Medienstadt Mainz ‚Oscar-Atmosphäre‘.“

Und dieses Jahr gibt es dann auch tatsächlich zum ersten Mal die Kategorie online. Jawohl. Zwar wurde schon letztes Jahr der „Relaunch des Internetauftrittes der Marke ‚Schöfferhofer Weizen'“ ausgezeichnet, damals allerdings noch in der Kategorie „Sonderpreis“.  2010. Internet und so. Medienkompetenz.

Doch, was passiert denn nun, wenn man sich in der Kategorie online bewirbt? Mir liegt eine Antwortmail auf eine Bewerbung für die Kategorie Online vor:

„Da Sie sich mit einem Online-Auftritt beworben haben, können Sie die Farbausdrucke der Homepage auf CD brennen oder die Homepage abfilmen und gerne auch kommentieren. „

Ohne Worte.

Die Verleihung findet am 10. November wird im Rahmen des Branchentreffs ME-kom im Konferenzzentrum des ZDF statt. Veranstalter ist die Stadt Mainz.

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Politik Video

Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus – Interview mit dem Vorsitzenden Rheinhessen

Passend zum „Talk Like A Pirate-Day“ zieht die Piratenpartei mit 8,9% ins Berliner Abgeordnetenhaus ein.
Ich war gestern beim Wahlwatching der Piraten Mainz, die gespannt den Einzug ihrer Berliner Kollegen ins Abgeordnetenhaus verfolgten und habe mich mit dem Vorsitzden Rheinhessen unterhalten.
Welche Themen meint er waren wichtig für die Entscheidung, wo gibt es Überschneidungen mit den Grünen und wären sie bereit der FDP Obhut gewähren würden, wenn diese weiter abschmiert:

Was meint ihr zum Einzug der Piraten ins Berliner Abgeordnetenhaus? Und was erhofft ihr euch von ihnen?

Achja, und ihr seid übrigens alle herzlich eingeladen unseren Youtube-Channel zu abonnieren.

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Experten allein auf weiter Flur: Mehr AKWs für Deutschland

Selbst ein politisch seit 55 Jahren unabhängiges Fachmagazin für Personen in geschlechtsreifendem Alter kann die Zeichen der Zeit nicht mehr ignorieren: Die Bravo fügt ihrer Ausgabe ein Anti-Atomkraft-Poster bei. Die Begründung dazu ist schlüssig, schließlich erreicht diese Zeitschrift eher die bis in weiter Zukunft betroffenen Generationen. Soweit diese zukünftigen Erdenbürger überhaupt schon lesen können oder geboren sind.

Andere Magazine widmen sich dem Thema eher wissenschaftlich, wobei die Gefahr hoch ist, dass man Dinge unreflektiert in die eigene Meinung übernimmt. Schließlich muss das ja ein kluger Kopf sein, dieser Experte, der da schreibt.

Wenn man dann in der aktuellen Lage auf das Interview von Barry Brook, australischer Klimaforscher und Nuklearexperte, verwiesen wird, muss man es mindestens zweimal lesen, um zu verstehen, dass seine Aussagen wirklich nicht zynisch gemeint sind. Hauptthese und Überschrift des Artikels „Deutschland muss mehr Atomkraftwerke bauen“ würde ich, ohne den Inhalt zu kennen, eher vom Titanic-Magazin erwarten. Doch es wird noch besser:

Trotzdem haben die Kraftwerke bisher kein einziges Menschenleben gefordert. (…) Wie gesagt, der Bevölkerung droht zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Gefahr – abgesehen vom der Zusammenbruch ihrer Stromversorgung.

Sollten in 9 Monaten vermehrt verkrüppelte Kinder in Japan geboren werden, kann auch kein Kausalzusammenhang zu einer (im übrigen bestrittenen) längst vergangenen Störung in einem AKW hergestellt werden.

Allein die Null-Risiko-Windkraft kostet jedes Jahr Menschenleben, weil Arbeiter bei der Wartung abstürzen.“

AKW’s werden nämlich nicht gewartet. Arbeitsunfälle sind nur für regenerative Energien typisch.

Japan hatte über Jahrzehnte eine sichere, emissionsfreie Versorgung. Das Land sollte die Vorteile nicht wegen eines Jahrtausendereignisses opfern.

Erdbeben und Tsunamis sind Ereignisse, die erst seit kurzem bekannt sind. Beides in Kombination wurde erst vor ein paar Jahren im pazifischen Raum erfunden. Und außerdem werden die Folgen des jetzigen Ereignisses ja noch tausende Jahre anhalten. Ein Neues wäre also vollkommen uneffizient und deshalb abzulehnen.

Moment, der Schaden in Japan ist nicht im geringsten vergleichbar mit Tschernobyl. Die Ursache von Fukushima war auch kein menschliches Versagen. Ganz anders Tschernobyl, dessen Reaktor schlecht designt und schlampig gewartet war.

Daraus lässt sich auch nicht folgern, dass der technische Fortschritt den Risiken der Atomkraft einfach (noch immer) nicht gewachsen ist.

Danach sind die Fragen so gut, dass es echt keinen Spaß macht, die zu kommentieren. An diesem Punkt war ich vom Interview enttäuscht.

Brook macht dann jedoch Vorschläge für sichere AKWs:

Mit modernen Technologie („fast reactor technolgy“) wird der Brennstoff kontinuierlich recycelt. So lässt sich Uran und Plutonium viel effizienter nutzen, infolgedessen sinkt die Strahlung der Abfälle rapide. Abfälle aus „fast reactors“ müssen nicht 100.000 Jahre lagern, sondern 300. Dann strahlen sie nicht mehr als ein Felsbrocken.

Die von Brook favorisierte Variante der Reaktoren wird mit Natrium gekühlt. Dieses reaktionsfreudige Element ist vollkommen ungefährlich. Genau wie Atomkraft bekanntlich im Allgemeinen. Beides in Verbindung beruhigt mich zutiefst, da unvorhergesehene/unvorhersehbare Ereignisse praktisch ausgeschlossen sind.


Da Physik aber, ähnlich wie Stuttgart21 ein Thema ist, von dem ich keine Ahnung habe, musste ich mich mühsam mit der radioaktiven Materie befassen. Das dürften wohl die Wenigsten derjenigen getan haben, die solche zukünftigen Reaktoren für Deutschland fordern.

Die Problematik mit den Argumenten der Atomkraftbefürworter liegt im Übrigen in sich selbst, wie die „Zeit“ deutlich aufzeigt.
Da der Super-GAU nur mit sich selbst vergleichbar ist, würde ich diesen Vergleich in der Praxis lieber scheuen und mich nicht auf Erfahrungswerte einlassen wollen. Sowohl mir als auch den Sympathisanten würden im Fall des Falles die Stimme versagen.

Den „neun Gemeinplätzen des Atomfreunds“ widmet sich auch abschließend die FAZ noch einmal selbst und Frank Schirrmacher entkräftet dabei auf sympathische Art und Weise die Argumentation des „eigenen“ Experten.

Das größte Problem an der Sache ist, dass auch die regenerativen Energien schlechten Einfluss auf die Umwelt haben, das kann nicht so ganz bestritten werden. Vielleicht ist in 55 Jahren ja auch wieder ein Poster in der Bravo: Windkraft, nein Danke!

Bild: Bestimmte Rechte vorbehalten von MarcelG

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Super-GAU in Fukushima

Es ist nicht nur das, was man sich nicht gerade für einen Samstagmorgen wünscht, nein viel mehr ist es ein realer Alptraum, bei dem man sich wünscht nicht aufgewacht zu sein, wenn man den Fernseher oder Twitter-Client anwirft und einen Bilder eines explodierenden Atomkraftwerkes erreichen. Ein explodierendes Atomkraftwerk.

Und wenn ich dann diese Zahlen hier zusammenrechne, sieht es so aus als wäre das Schlimmste eingetreten:

Als auch die Batterien leergelaufen waren – nach rund acht Stunden – lieferte das System kein Kühlwasser mehr an den Reaktorkern. Wenn das Kühlwasserniveau so weit falle, dass die Spitzen der Brennstäbe freiliegen, beginne der Schaden am Reaktorkern innerhalb von 40 Minuten, zitieren die Wissenschaftler aus einem technischen Dokument, dass die Umweltorganisation „Green Action in Japan“ übersetzt hat. Weitere 90 Minuten später werde das Reaktorgefäß beschädigt. Die Kettenreaktion erfolgt dann „unkontrolliert“.

8 Stunden + 40 Minuten + 90 Minuten = 10 Stunden und 10 Minuten, die sind glaub ich rum. Vor allem, wenn man weiterliest was dann passiert:

Die Schmelzmasse frisst sich dann durch die Stahlwände des Reaktorgefäßes. Dieses Gebäude soll den Austritt von Radioaktivität in die Umwelt verhindern. Eine Schmelze würde den Druck in dem Gebäude aber erheblich erhöhen. Dann kann es bei der Reaktion mit Wasserdampf zu einer Explosion kommen. In der beschädigten Anlage Fukushima besteht nun die Gefahr, dass Radioaktivität austritt – und der „Super-GAU“ eintritt.

Die japanische Regierung hat die Evakuierungszone auf 20 Km im Umkreis des Atomkraftwerkes ausgedehnt. 20 kM, denn jeder weiß ja, das atomare Strahlung, ätzender Regen und was da noch alles runterkommt, nach genau 20 KM stoppt.
Natürlich nicht, aber sie würden es nie sagen, weil sonst Panik ausbräche.
Wobei der japanische Regierungsprecher schon relativ deutlich war:

Via @Sixtus

Was sagt unser Umweltminister Herr Röttgen? Der möchte in der akuten Lage erstmalkeine politische Diskussion führen (ist ja auch verdammt unangenehm, wenn man grad eine Laufzeitverlängerung auf den Weg gebracht hat), ist sich aber sicher, dass für uns keine Gefahr besteht.
Keine Gefahr, sagt Röttgen /via @weltkompakt

Also, kein Grund zu Panik, wenn Norbert Röntgen Röttgen das sagt. Weiterschlafen!

Realistischer erscheint mir da, aber doch die Einschätzung des Greenpeace-Experten:
„Welche Auswirkung eine Kernschmelze haben könnte – das kann im Moment niemand auf der Welt beantworten“ sagt Greenpeace Experte von Lieven.

Wenn ich das Bild hier richtig interpretiere hat sich ein kompletter Kühlturm in die Atmosphäre aufgelöst. Sehe ich das richtig?
Vor der Explosion/Nach der Explosion

Unterschied zwischen GAU und Super-GAU? Super-GAU ist das ungefähr dümmste Wort „Super-Größter-Anzunehmender-Unfall“, das ist quasi superlativst. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während man beim GAU den Unfall noch irgendwie unter Kontrolle kriegen könnte, ist beim Super-GAU alles zu spät. Und eben dafür spricht die Explosion. Auch hier noch mal die Erläuterung der tagesschau:

Von einem „Super-GAU“ spricht man, wenn ein Unfall nicht mehr beherrschbar ist, der Reaktorkern schmilzt oder der Druckbehälter birst. GAU steht für den größten anzunehmenden Unfall. Bei einem einfachen GAU handelt es sich per Definition um einen unter Einsatz aller Sicherheitssysteme noch beherrschbaren Störfall. Die Umwelt wird dabei nicht über die zulässigen Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet. Im Gegensatz dazu spricht man von einem „Super-GAU“, wenn ein Unfall nicht mehr beherrschbar ist.

Update: Offiziell bestätigt ist inzwischen die Kernschmelze, der Reaktorbehälter soll aber, nach den letzten Messungen, noch weitgehend unbeschädigt sein. Wie weit der japanischen Regierung, dabei zu trauen ist, ist eine andere Frage. (Soll keine Panik schüren, aber auch dereinst in Tschernobyl wurde lange noch behauptet, alles sei in Ordnung, man müsse lediglich kühlen.)

Update 2: Die Explosion soll nicht durch den Reaktor, sondern durch Kühlwasserdampf entstanden sein. Chief Cabinet Secretary Yukio Edano sagte, dass keine gefährlichen Gase bei der Explosion ausgetreten sein. Bei der Explosion ist die Reaktorhülle wohl beschädigt worden. Also genau wie in der Beschreibung von oben: Wasserstoff plus Kernschmelze = Explosion. Wäre nun noch Radioaktivtät ausgetreten, wäre das wohl der Super-GAU, ob wirklich keine ausgetreten ist, werden wir hoffentlich bald erfahren.

Update 3: Twitterer XiongShui(einer der schnellsten und besten Newstwitterer in D) hat mich grad nochmal aufgeklärt: Der GAU ist da, wir warten auf Super. Also das Glück ist wohl, dass die AKWs abgeschaltet wurden, das Pech, das trotzdem weiter Atom zerfallen, deshalb weiter gekühlt werden muss, sonst siehe Video oben. Ob das gelingt ist fraglich, Experten sprechen davon das die Kontrolle schon verloren ist. Die Amerikaner haben wohl spezielle Kühlflüssigkeit geliefert, die helfen soll. Aber wie sagt XiongShui weiter:
„Ob das gelingt wissen wir noch nicht, es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Druckaufbau gegen Kühlungsmöglichkeit.“

Was mich weiter beschäftigt sind das Video und das Vorher/Nachher-Bild: Da sieht man eine Explosion, Schockwelle und danach ist das Gebäude weg. Weg, pulverisiert und dabei soll nur die Hülle beschädigt worden sein? Edit: Auch hier konnte mir XiongShui weiterhelfen: Die Brennstäbe liegen in erster Linie unter die Erde, das Gebäude darüber ist insgesamt leer, darin sind Kräne etc. um die Brennstäbe zu bewegen. Deshalb kann diese Hülle durch eine Dampfexplosion auch so einfach so verpuffen und schaut man genau hin sieht man auch noch das Gerüst.

Japans Premier hat die Bestätigung der Kernschmelze doch wieder zurückgenommen, man weiß es nicht.

Update 4: Die internationale Atomenergiebehörde und CNN melden, dass die japanische Regierung die Verteilung von Jod-Tabletten vor. (via)
3 Arbeiter in Umgebung von Fokushima sind wohl einer so hohen Strahlenbelastung ausgesetzt wurden, dass sie behandelt werden, meldet die ARD-Korrespondentin.
Eindeutig von einer Kernschmelze wird nun nicht mehr gesprochen, aber die viele Experten gehen davon aus.
Was ich mich jetzt wieder Frage: Wenn die jetzt mit Meerwasser kühlen und sie wohl nicht diesen doppelten Kühlzyklus haben, wird dann nicht direkt atomar belastetes Material ins Meer gespült?

Vor rund 20 Minuten gab es ausserdem ein weiteres Nachbeben der Stärke 6.

Update 5: Atomexperte spricht von Super-GAU:

Der ehemalige Chef der Atomaufsicht in Deutschland, Wolfgang Renneberg, sieht in Japan keine Chance mehr für eine Kontrolle des Meilers Fukushima I. „Das ist das klassische Szenario, das den sogenannten Super-GAU umschreibt“, sagte Renneberg am Samstag. Eine Kühlung des Reaktors sei offenkundig nicht mehr möglich, die Batterien zur Versorgung des Systems müssten am Samstagmorgen erschöpft gewesen sein.
„Das ist das, was in manchen Kinofilmen inszeniert wurde.“ Japan bliebe offenkundig nur noch der Katastrophenschutz wie Evakuierungen oder das Verteilen von Jod-Tabletten. „Das sind aber keine Maßnahmen mehr, um den Reaktor zu kontrollieren.“ Das Austreten von Strahlung könne nach einer Schmelze des überhitzten Siedewasser-Reaktors nicht mehr gebremst werden: „Man kann sich das vorstellen, wie bei einem Dampfdrucktopf, wenn der Deckel geöffnet wird.“
Rund zwei Wochen lang würden dann radioaktive Partikel vor allem im gasförmigen Zustand wie etwa Cäsium und Jod in die Luft gelangen. „Danach hat man das Schlimmste überstanden.“

Aus einem guten Übersichts-Artikel der taz.

Alles was wohl noch zwischen dem Unbeschreiblichen (Da wir bereits eine Katastrophe sehen, in der alle Superlative aufgebraucht sind) und auch so schrecklichen steht ist die dünne Wand des Reaktorbehälters. Wird der Beton halten? Angeblich wird man darüber in 2,5 Stunden erfahren. Hoffentlich nicht so oder so.

Andererseits gibt es ja die Meerwasserkühlung, wobei auch dies ja eher eine Maßnahme sein könnte, um radioaktive Stoffe ins Meer und nicht in die Luft abzuleiten und man kann argumentieren, dass sie sich lediglich auf den Ernstfall vorbereiten wollen. Allerdings kamen die Aufforderungen Jod zu nehmen ja auch recht deutlich. Überhaupt, Jod-Tabletten in diesem Gebiet zu verteilen eine logistische unlösbar Aufgabe, oder? Verteilen die per Hubschrauber?

Die Betriebserlaubnis für Fukushima wäre übrigens im März abgelaufen, nach 40 Jahren Betrieb. (via @BastianDietz)

Update 6: Mit den Lecks in der Reaktorhülle von Reaktor 4 in Fukushima 1  ist er eingetreten: Der Super-GAU, was die Schäden und Folgen sind wird sich zeigen, vermutlich über lange Zeit. Bleibt zu hoffen, dass die restlichen Reaktoren unter Kontrolle gebracht werden können, uns fehlen ja schon jetzt die Superlative.

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Guttenberg geht, ohne zu verstehen warum

Nun also doch: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg schreibt nach seiner Doktoarbeit nun auch den Ministertitel ab. Und während alle darüber diskutieren, ob nun das Internet persönlich den adeligen Verteidigungsminister vom Thron geschubst hat, wundere ich mich über eine kleine Passage in seiner Abtrittsrede:

Ich gehe nicht alleine wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit, wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlass wäre.

Der Grund liegt im besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann.

Ich hab den Adelstitel von Herrn vuz Guttenberg nie sonderliche Aufmerksamkeit beigemessen. Was wahrscheinlich daran liegt, dass meine Adelskenntnisse ungefähr folgendes Umfassen: Einer hat mal an den Expo-Pavillon gepinkelt, in England gibt’s ne Queen, die trägt Hut, Prinz William heiratet bald, Harry ging an Fasching als SS-Mann, Lady Di died. Mehr weiß ich nicht und daran vermögen auch unregelmäßige Arztbesuche nie etwas zu ändern, denn Dank iPhone kann man ja auch dort lieber seinen RSS-Reader durchstöbern, als sich der Neuen Post zu widmen.

Deshalb konnte ich auch mit Verhaltenserklärungen die zu Googlebergs Abstammung zu Rate ziehen bislang wenig anfangen, aber eben obiges Zitat weckt in mir die Frage: Hat er das Volk jemals als Souverän anerkannt?

Er geht nicht wegen der fehlerhaften Doktorarbeit, sondern seinen eigenen Ansprüchen? Das Volk hat doch, zumindest in weiten Teilen, seinen Rücktritt gefordert und sicher nicht er selbst. Welche Ansprüche sollen das gewesen sein?

Er sagt, dass die Berichterstattung über seine Person, die über den Tod von Soldaten überschattet hat. Merkt aber selbst an, dass er zu dieser enormen Berichterstattung über seine Person „selbst viel beigetragen habe“.

Und dann dieser perfide Konjunktiv, dass es „für große Teile der Wissenschaft ein Anlass wäre“. Anscheinend hat Guttenberg immer noch nicht verstanden, worum es bei den „Schummeleien“ in einer Doktorarbeit geht. Dieser Aspekt ist auch in der öffentlichen Diskussion zu kurz gekommen. Eine Doktorarbeit ist kein Selbstzweck, es geht beim Schreiben eben nicht wie in Adelskreisen um den Titel, sondern das Ziel einer Doktorarbeit sollte es sein die Wissenschaft und damit die Gesellschaft weiter bringen zu wollen. Das kann auch nur gelingen mit korrekter Zitation. Auch diese ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu Fehler, die sich im Wissenschaftsbetrieb einschleichen können, finden und in ihrer ursprünglichen Quelle ausmachen zu können.

Vielleicht macht er sich ja bis zu seinem Comeback nicht nur Gedanken über seine Ansprüche an sich selbst, sondern, sollte er sich noch einmal in wissenschaftliche Gefielde wagen, welche diese an einen Doktoranden stellt und mit welchem Gedanken, sowie welche Ansprüche die Gesellschaft an einen Minister stellt, dem sie ihre Stimme anvertraut. Diese haben nichts mit Titeln zu tun, ob nun adeliger oder wissenschaftlicher Natur, sondern dem Vertrauen, würdig vertreten zu werden.

Vielleicht kann er dann das Volk als Souverän akzeptieren und verabschiedet sich von seinem Selbstbild als adeligem Heeresführer.

Bild: CC 2.0 von Bundeswehr-Fotos

P.S.: Gerade kommt noch die Meldung rein, dass die SZ angeblich Morgen den Namen des Ghostwriters veröffentlichen wird. Dieser soll schon eine Weile unter den Hauptstadtjournalisten kursieren. Ist dem so und Guttenberg wusste davon (wovon auszugehen ist, schließlich sollte er den Namen seines Ghostwriters wenigstens kennen), macht dies seinen Rückzug, bzw. deren Gründe noch erbärmlicher. Dann zieht er nämlich lediglich jetzt die Reißleine, um noch einen winzigen Funken Achtung und Respekt zu bekommen, bevor Morgen das ganze Kartenschloss zusammenbricht.

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So wäre Guttenberg glaubwürdig geblieben

Hätte er doch einfach etwas in die Richtung gesagt:

Ja, die Vorwürfe stimmen. Ich habe getäuscht, plagiiert und abgeschrieben. Und das war ein großer Fehler. Ich war in einer Situation, in der ich mir das Scheitern nicht eingestehen konnte, zu groß war die Angst davor. Meine familiäre und berufliche Situation ließen keine wissenschaftliche Arbeit zu. Ich bin an der Quadratur des Kreises gescheitert und habe mich unter diesem Druck zu dem dummen Entschluss durchgerungen, die Arbeit unter allen Umständen abzugeben. Ich wollte es mir beweisen.

Das war falsch. Ich habe jahrelang unter der Lüge gelitten. Deswegen bin ich froh, den Titel zurückgeben zu können – ich habe ihn mir nicht verdient. Was ich gemacht habe, sollte niemand machen können – ein Doktortitel muss verdient sein. Ich setze mich persönlich für dieses Ziel ein: Wir müssen und werden Standards finden und an den Universitäten zu etablieren, die das Täuschen unmöglich machen und die wissenschaftliche Integrität gewährleisten.

Ich bin froh von der Last der Lüge befreit worden zu sein. Ich bitte alle Menschen, die ich getäuscht habe, um Entschuldigung.

Wäre er einfach ehrlich gewesen. Stattdessen lavierte er auch heute im Bundestag weiter herum, um möglichst kein Fehler eingestehen zu müssen. Stand nicht Guttenberg am Anfang für eine Ehrlichkeit in der Politik? Warum haben Politiker Angst Fehler einzugestehen, selbst dann wenn sie bereits allen offensichtlich sind? Mit einem Geständnis erreicht man glaube ich nicht nur vor Gericht eine Strafmilderung, sondern vielleicht auch vor der öffentliche Meinung und man nimmt auch dem Gegner den Wind aus den Segeln. Es heisst nicht umsonst Ehrlichkeit sei entwaffnend. Aber damit ist man beim Verteidigungsminister wohl an der falschen Adresse.

Bild zeigt einen unglaublich glaubwürdigen zu Guttenberg vorm Bundeswehr-Jet.
Unter CC 2.0 von Bundeswehr-Fotos

Der Entwurf der Guttenbergrede stammt von Marcus Ewald und Jan Lüken. Ich fand ihn über Facebook, vorher gefragt und mit dieser Fußnote das Zitat belegt.

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Protest11.org – Give voice to the protesters

Gestern und heute waren Pell und ich und einige andere Unterstützer damit beschäftigt protest11.org ins Leben zu rufen. Eine Seite, die es sich zur Aufgabe macht, den demonstrierenden Menschen in der Arabischen Welt und darüber hinaus Gehör zu verschaffen. Auf der Seite könnten Protestierende aus Lybien, Bahrain, dem Jemen, Iran, Jordanien und China Bilder, Videos und Audios hochzuladen und so der Welt zugänglich zu machen. Wichtig wird die Seite vor allem vor dem Hintergrund, dass Youtube, Twitter & Co. oft als erstes den Internetsperren der jeweiligen Dispoten zum Opfer fallen. Deshalb ist protest11.org eine Alternative und soll zugleich Quellmaterial von den verschiedenen Protestherden bilden und so auf einer Seite einen Überblick aus erster Hand bieten.

Damit die Welt weiter sieht und hinschauen muss, wenn Demonstranten auf offener Straße erschossen werden, damit die Welt die Rufe nach Freiheit und Demokratie hört!

Realisiert wurde das ganze zusammen mit voltairehosting.com, die bereits mit dem jan25voices-Projekt Ägypten in den Protesten unterstützten. Mit Erfolg, wie die Geschichte gezeigt hat.

Dennoch befindet sich die Seite noch im Aufbau ((Eine Marathonnacht liegt hinter uns)) und wir brauchen noch viel Unterstützung. Wenn ihr helfen wollt: Verbreitet die Adresse, liket auf Facebook, folgt auf Twitter und falls ihr noch ein paar Cent zu viel habt freuen wir uns über eine Spende, die uns hilft Serverkapazität auf- und auszubauen.

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Anruf aus Ägypten

Nachdem das Internet in Ägypten noch immer gekappt ist und auch AlJazeera in seiner Berichterstattung eingeschränkt wurde, wird es schwieriger. So wohl an aktuelle Informationen zu kommen, als auch für die Ägypter sich untereinander zu vernetzen und sich Gehör zu verschaffen. Was noch funktioniert ist das Telefonnetz, wohl auch Datenverbindungen darüber, wie Richard Gutjahr berichtet. Und genau auf das Telefonnetz bauen jetzt einige auf.

Einmal gibt es das Projekt Jan25Voices. Hier werden Telefonate mit Ägyptern vor Ort aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht, selbstverständlich auch über Twitter.

Ähnliches versuchen auch Google und Twitter. Unter Speak2Tweet hat Google schon den ersten Einsatz für den neu aufgekauften Dienst „SayNow“ gefunden. Ägypter können eine Mailbox anrufen, dort ihre Nachricht hinterlassen und  diese wird dann mit dem Hashtag #jan25 getwittert.

Andere Aktivisten, rund um das Peng und die Piratenpartei versuchen ausserdem, den Ägypten wieder richtigen Netzzugang zu verschaffen. Auch hier über Telefonleitung, die allerdings an einem Modem hängen und so den abgeklemmten Ägyptern wieder Zugang zum Netz verschaffen wollen. Das Projekt befindet sich noch im Aufbau und die Telefonummern sollen dann den Ägptern zugänglich gemacht werden, damit diese wenigstens wieder mit Modemgeschwindigkeit das gesamte Netz nutzen können.

Update: Um das aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen wird noch um Spenden gebeten. Das Spendenkonto für die Modemaktion:

PENG – Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation e.V.
Kontonummer: 678430018
Mainzer Volksbank
BLZ 551 900 00

Hoffen wir das das Telefonnetz stabil bleibt und die ägyptische Regierung nicht auch hier nach und nach Nummern sperrt. Google beispielsweise kämpft schon mit Nummern, die nicht mehr erreichbar sind. ((Ob das an Ägypten liegt oder an technischen Problemen, weiß ich nicht.))

Bild unter CC von Richard Gutjahr.