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Morgenlinks mit FDP, ARD, PI & Charlie Chaplin

Rösler liefert
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Nach dem verpassten Einzug in den Landtag ins Berliner Abgeordnetenhaus steht Rösler unter Druck. Dabei hatte er noch kurzfristig versucht mit dem Gespräch über eine „geordnete Insolvenz Griechenlands“ auf Stimmenfang zu gehen. Doch „selbst als Populisten sind FDP-Politiker nicht mehr tauglich. Glaubwürdig schon gar nicht.“

ARD und ZDF könnten im Internet Maßstäbe setzen
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier wird in Zukunft für den Spiegel schreiben. Doch zum Abschied legt er ausgerechnet in der FAZ nochmal ein Plädoyer für die Öffentlich-Rechtlichen hin. „Ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Internet wäre im Interesse der Gesellschaft. Er könnte Maßstäbe setzen, Vorreiter sein beim Einsatz neuer Techniken und Urheberrechtsmodelle, als Vorbild dienen für modernen, transparenten Online-Journalismus.“

Lothar, c’est moi
(sz-magazin, Bastian Obermayer)
„Vor zwanzig Jahren hätte es etwas Magisches gehabt, Boris Becker und Lothar Matthäus im gleichen Team zu sehen. Heute gehören sie als »Bobbele« und »Loddar« zum festen Spott-Inventar des Landes.“ Das SZ-Magazin hat Loddar ein halbes Jahr begleitet, der eigentlich aus den Klatschspalten rauswill und endlich als Fußballtrainer angenommen werden. Aber trotzdem arbeitet er immer wieder mit BILD & Bunte zusammen, ein Leben im Boulevard.

Im Netz der Islamfeinde
(berlinonline.de, Steven Geyer und Jörg Schindler)
PI, die vor allem durch das Attentat in Norwegen wieder ins Gespräch kamen sind wohl mehr als ein rechtskonservatives Blog und verfügen über enge Kontakte in die etablierten Parteien, wie die CSU. Auch Hetz- und Beleidigungskampagnen werden regelmäßig organisiert, wie niveualos und rassistisch beschreibt Mely Kiyak hier.

This really might be the greatest speech ever made
(thenextweb.com)
Gegen diesen Rassismus hielt Charlie Chaplin in seinem Film eine bewegende Rede, die bis heute kein Stück an Aktualität eingebüßt hat. Wie thenextweb anmerkt: „This really might be the greatest speech ever made“

Bild: Some rights reserved by oosp 

In den Morgenlinks sammeln wir spannende, interessante & bemerkenswerte oder besonders gute Artikel, Links und Videos. Gerne auch mal etwas länger, gerne etwas über den Tellerrand hinaus, eben um etwas Lesestoff für zu haben. Wer nicht immer bis zur nächsten Ausgabe auf spannende Links warten möchte, der folgt  @morgenlinks auf Twitter oder “Liked” uns auf Facebook und erhält dann die Links immer direkt, wenn wir sie entdecken. Auf diesem Wege sind wir auch gerne für Hinweise offen, ebenso über Kommentare, Mail oder auf anderem Wege.

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Halbnackte Muslime in der Innenstadt – Ashura

Am Samstag überraschte mich auf dem Goetheplatz in Frankfurt eine shiitische Tradition. Es war nämlich Ashura (oder Aschura), der wichtigste Tag im Trauermonat Muharram. Was dahinter steckt, verrate ich hier:


Direkt zu Youtube

Mehr zu Ashura gibt es in der Wikipedia zu erfahren und hier. Auch Interessant, dass man in den klassischen Medien nicht zu einem wohl im Islam, oder zumindest den Shiiten, sehr wichtigen Feiertag erfährt.

 

Wer noch mehr dazu weiß ist herzlich in die Kommentare eingeladen. Man verzeihe mir übrigens Aussprachefehler oder ähnliches.

 

Hakantee und Samir erklären in den Kommentaren, dass diese Art Aschura zu feiern wohl vor allem bei den Shiiten eine große Rolle spielt, bei den Suniten dagegen nicht.

Gleichzeitig sind das oben mit die ersten videoralen Gehversuche im Netzfeuilleton. Da wird in Zukunft sicher noch mehr kommen. Über ein bisschen Feedback würde ich mich freuen.

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Protest11.org – Give voice to the protesters

Gestern und heute waren Pell und ich und einige andere Unterstützer damit beschäftigt protest11.org ins Leben zu rufen. Eine Seite, die es sich zur Aufgabe macht, den demonstrierenden Menschen in der Arabischen Welt und darüber hinaus Gehör zu verschaffen. Auf der Seite könnten Protestierende aus Lybien, Bahrain, dem Jemen, Iran, Jordanien und China Bilder, Videos und Audios hochzuladen und so der Welt zugänglich zu machen. Wichtig wird die Seite vor allem vor dem Hintergrund, dass Youtube, Twitter & Co. oft als erstes den Internetsperren der jeweiligen Dispoten zum Opfer fallen. Deshalb ist protest11.org eine Alternative und soll zugleich Quellmaterial von den verschiedenen Protestherden bilden und so auf einer Seite einen Überblick aus erster Hand bieten.

Damit die Welt weiter sieht und hinschauen muss, wenn Demonstranten auf offener Straße erschossen werden, damit die Welt die Rufe nach Freiheit und Demokratie hört!

Realisiert wurde das ganze zusammen mit voltairehosting.com, die bereits mit dem jan25voices-Projekt Ägypten in den Protesten unterstützten. Mit Erfolg, wie die Geschichte gezeigt hat.

Dennoch befindet sich die Seite noch im Aufbau ((Eine Marathonnacht liegt hinter uns)) und wir brauchen noch viel Unterstützung. Wenn ihr helfen wollt: Verbreitet die Adresse, liket auf Facebook, folgt auf Twitter und falls ihr noch ein paar Cent zu viel habt freuen wir uns über eine Spende, die uns hilft Serverkapazität auf- und auszubauen.

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Lolita & Jungfrau zugleich – Das Frauenideal der Werbung

Werbung ist mehr als Kommerzanreiz und Kaubstimulus, Werbung zeichnet immer auch ein Gesellschaftsbild. Werbung versucht ist unsere Wünsche zu formulieren, uns  auf zu zeigen, was wir wollen. Gleichzeitig ist dies aber ein wechselseitiger Prozess: Einerseits greift Werbung unsere Wünsche auf, gleichzeitig oktroyiert es uns Wünsche und Vorstellungen, die es selbst erfindet.

Auch ist Werbung immer ein hervorragender Indikator dafür, was gesellschaftlich breit akzeptiert wird. Und wir akzeptieren viel von der Werbung, gerade was das Bild der Frau angeht. Denn Sex sells und zwar alles. Ob Tütensuppen oder Autoreifen mit wohlgeformte Brüste werben dafür. Aber es geht noch weiter ein unerreichbares Schönheitsideal von Magermodels, einer unvereinbaren Ideal aus Lolita und Jungfrau wird schon den jüngsten nahegelegt.

Jean Kilbourne beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Bild der Frau in der Werbung. Ihre Dokumentation „Killing Us softly“ ist mit unzähligen Preisen überhäuft worden und ist nun in einer aktualisierten 4. Version erschienen.


Killing Us Softly 4 on Vimeo.

In einem Punkt stimme ich ihr nicht zu: Den geringeren Effekt auf Männer. Selbstverständlich kommen die Männer noch besser weg und werden lange nicht so reduziert wie Frauen, aber zunehmend wird auch hier ein Mannsbild erschaffen, dass immer mehr unter Druck setzt. Sixpack habe und nie Schwäche zeigen, sind Werte die nahgelegt werden und denen immer mehr Männer nachstreben und dabei ebenso scheitern müssen, wie das weibliche Geschlecht an biologisch unmöglichen Körpermassen. Hier sind die Anfänge dessen zu sehen, was die Frau in der Werbung schon erreicht hat.

Das Bild zeigt eine alte Werbeanzeige, die noch eindeutig ausspricht, was mann von der Frau erwartet. Unter CC 2.0 Lizenz von Colleen Lane

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Anruf aus Ägypten

Nachdem das Internet in Ägypten noch immer gekappt ist und auch AlJazeera in seiner Berichterstattung eingeschränkt wurde, wird es schwieriger. So wohl an aktuelle Informationen zu kommen, als auch für die Ägypter sich untereinander zu vernetzen und sich Gehör zu verschaffen. Was noch funktioniert ist das Telefonnetz, wohl auch Datenverbindungen darüber, wie Richard Gutjahr berichtet. Und genau auf das Telefonnetz bauen jetzt einige auf.

Einmal gibt es das Projekt Jan25Voices. Hier werden Telefonate mit Ägyptern vor Ort aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht, selbstverständlich auch über Twitter.

Ähnliches versuchen auch Google und Twitter. Unter Speak2Tweet hat Google schon den ersten Einsatz für den neu aufgekauften Dienst „SayNow“ gefunden. Ägypter können eine Mailbox anrufen, dort ihre Nachricht hinterlassen und  diese wird dann mit dem Hashtag #jan25 getwittert.

Andere Aktivisten, rund um das Peng und die Piratenpartei versuchen ausserdem, den Ägypten wieder richtigen Netzzugang zu verschaffen. Auch hier über Telefonleitung, die allerdings an einem Modem hängen und so den abgeklemmten Ägyptern wieder Zugang zum Netz verschaffen wollen. Das Projekt befindet sich noch im Aufbau und die Telefonummern sollen dann den Ägptern zugänglich gemacht werden, damit diese wenigstens wieder mit Modemgeschwindigkeit das gesamte Netz nutzen können.

Update: Um das aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen wird noch um Spenden gebeten. Das Spendenkonto für die Modemaktion:

PENG – Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation e.V.
Kontonummer: 678430018
Mainzer Volksbank
BLZ 551 900 00

Hoffen wir das das Telefonnetz stabil bleibt und die ägyptische Regierung nicht auch hier nach und nach Nummern sperrt. Google beispielsweise kämpft schon mit Nummern, die nicht mehr erreichbar sind. ((Ob das an Ägypten liegt oder an technischen Problemen, weiß ich nicht.))

Bild unter CC von Richard Gutjahr.

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Es gibt so viele Themen, aber was soll ich von ihnen halten?

Gestern Nacht sind Pell und ich uns in einem dieser zahlreichen Instant-Messenger über den Weg gelaufen und es gab so viele Themen zu besprechen. Wichtige Themen. Oder sind sie das gar nicht? Was soll man von all diesen Themen halten, die uns tagtäglich umschwirren? Ein Gesprächsauszug:

Pell: Es gibt so viele Themen, zu denen ich sehr energische Meinungen pflege und doch habe ich keines davon so öffentlich verteidigt/attackiert. Vielleicht sollte ich das ändern. Wie geht es Dir damit?

Jannis: Bei mir scheitert es meinst an der Prokrastination oder daran, dass ich denke andere haben das schon besser gesagt oder gar, dass ich mir selbst nicht die Zeit gebe genug nachzudenken, mich in ein Thema ein zu finden. Das sehe ich aber  als Teil dieser schnelllebigen Medienlandschaft: Bevor ich mir zu einem Thema eine umfassende Meinung bilden kann, ist es schon wieder durch.

Dabei sind es letztlich ja diese Leute, die für diese Themen stehen, die sie in die Medien bringen. Man muss wohl idealistisch genug für ein Thema sein. Ich weiß nicht, wie es vor dem Internet war, ob ich auch so sehr prokrastinierte wie heute. Als ich dieses Jahr gesundheitlich eine Zeit lang vom Internet schied, war mein Kopf sehr viel ruhiger und das Denken, das bilden fiel mir einfacher, ich fühlte mich oben wohler, aber die Lücke an Wissen war riesig.

Ja, es ist ein wahnsinniger Konflikt in einem Selbst zwischen alles mitbekommen müssen, dem Gefühl möglichst viel Wissen aufzusaugen und dem wirklich etwas zu begreifen. Auch ich genoß meine Zeit in Indien mit wenig Internetzugang: Ich kam dazu 6 Bücher zu lesen. Wahnsinn. Für mich selbst hat das sicher mehr gebracht, als sich 3 Stunden durch TED Talks zu klicken

Geht es also letztlich nicht so sehr um Wissen, sondern um Anerkennung bzw. sozialen Austausch?

Ja, mit Sicherheit. Man möchte mitreden können. Denn seien wir ehrlich, die meisten alltäglich konsumierten Wissensschnipsel betreffen einen im eigenen, persönlichen Leben überhaupt nicht

Ich habe oft den Eindruck, dass Themen aber gar nicht wirklich in ihrer absoluten Breite behandelt werden wollen, oft weil sie dann zu komplex werden. Mich stört das natürlich, wenn ich über etwas bestimmtes ganz viel zu wissen glaube, gleichzeitig sind meine Meinungen zum Dioxin-Skandal auch dürftig. Vielleicht ist das große Problem, dass jeder glaubt, eine Meinung zu allem haben zu müssen.

Aber nach was für einer Meinung verlangt denn der Dioxin-Skandal überhaupt?

Ist diese Frage nicht der Ausruf vieler Menschen? „Was soll ich hiervon halten?“

Sicherlich, und ich beobachte für mich, dass immer mehr Menschen damit allein gelassen werden. Keiner bietet mehr die Antworten, weil Themen so schnell, so intensiv durch gekaut werden, dass nach 2 Wochen jeder sagt: „Geh mir weg mit Dioxin!“, gleichzeitig ist man aber noch nicht einmal annähernd zum Grund des Problems vorgestoßen.

Werden sie tatsächlich alleine gelassen? Manchmal weiß ich nicht, wieso man an Medien irgendwelche Ansprüche stellt. Man könnte sie boykottieren und sie müssten sich bessern. Aber so ein Ausruf wäre bereits medial. Alles ist medial. Ich glaube, der Hunger ist vielseitig, immer mehr Fotos von Assanges Verhaftung, immer mehr Details zum Dioxin-Skandal – kurze Schnipsel, aber keine Ausarbeitung zu beiden. Vielleicht möchte niemand einen Essay lesen, selbst wenn er polemisch unterhaltend ist. Vielleicht aber sind diese ganzen vielleichts nur existent, weil es derzeit kein Format gibt, das tatsächlich geliebt wird. Es gibt nichts, das richtig funktioniert.

Oder die Formen erfülle nicht die Anforderungen, die unsere Zeit an sie stellt. Bis jemand so einen Dioxin-Skandal zu Ende recherchiert hätte, in einen guten Artikel gepackt und veröffentlicht hätte, dauert es wahrscheinlcih 2 Monate. Bis dahin weiß schon niemand mehr wie man Dioxin eigentlich schreibt.

Pell: Was würdest Du denn gerne für Journalismus lesen?

Jannis: Guten.

Was sagt ihr? Fühlt ihr euch auch von Themen überschwemmt? Wie bildet ihr euch eine Meinung? Steigt ein in unser Gespräch.

Das Foto hab ich über sxc.hu gefunden und stammt vom User Mattox.

Update: Angeregt durch Alex in den Kommentaren, werde ich einige der hier angerissenen Thesen noch weiterspinnen. Bei einem „Öffentlichen Diskurs über öffentlichen Diskurs„. Statt findet dieser am Montag, den 31.01.2010 um 18.00 Uhr im Pengland. Rahmengebend ist die Ausstellung „The very Best of the Internet“. Auch da sind alle herzlich eingeladen in das Gespräch einzusteigen.

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Gesellschaft Netz &

Flattr geht offline

Im August, als Flattr, gerade die Beta-Phase verlassen hatte gab es ein sympathische Fotoaktion von @zeitweise. Flattr-Buttons für die reale Welt:

Flattr alles[von 137b zeitweise]

Die Idee war reizend: Den Flattr-Gedanken in die Offline-Welt  tragen. Den Park um die Ecke, der einem täglich gut tut, mit einer Aufmerksamkeit bedenken, oder als alternatives Zahlungsmittel für Telefonzellen. Ob Flattr diese Fotoaktion mitbekommen hat Auch Flattr-Kopf Peter Sunde hatte damals von der Aktion Wind bekommen ((Danke an Kristof für den Hinweis in den Kommentaren)), ob sich Flattr direkt davon hat inspirieren lassen, weiß ich nicht, was sie heute auf Facebook veröffentlicht haben sieht es aber ganz danach aus. „Teaser of Things“ to come heißt es dort zusammen mit diesem Foto:

Flattr für die Offline-Welt

Ein Flattr-Schild mit QR-Code. Der Code führt zu dieser Flattr-URL. Das stellt tatsächlich einen Weg dar auch offline flattrn zu können. QR-Codes können mit der Kamera eines Handys gescannt werden und senden einen zu dem Link, der sich hinter dem Code verbirgt. Ausgedruckt könnte man diese Codes überall anbringen und so den Kaffee auf dem nächsten Schulfest nicht mehr nur per Münzspende bezahlen, sondern auch über den Micropaymentdienst. The flattering of things. Auf die zahlreichen Pinnwand Nachfragen, ob das wirklich Real Life Flattering bedeutet, antwortet Flattr nur mit einem vielsagenden “ ‎…you might be right ;- )“ .

Bis man den Klingelbeutel am Ende des Gottesdiesnstes flattern kann, wird es aber noch ein wenig dauern. Denn erstens ist ja noch nichts offiziell angekündigt und das Ganze noch in der Testphase. Zweitens sind weder Flattr noch QR-Codes populäre Technologien. Flattr hat vor kurzem verkündet inzwischen rund 46.000 Nutzer und bislang 114,057 € umgesetzt zu haben. Keine schlechten Zahlen für 2 Monate nach dem offiziellen Start, allerdings sind sie noch weit davon entfernt die kritische Masse zu überschreiten. Ob ihnen QR-Codes dabei helfen werden bezweifle ich, denn auch hier wissen wenig Menschen, was sich dahinter verbirgt und viele der Otto Normalstreetviewverpixler gehen nach wie vor nicht mobil online, aus Angst vor versteckten Kosten oder weil ihnen die Technik dazu fehlt.
Deshalb wird wohl auch der Sprung ins RealLife Flattr nur begrenzt aus der Nerd-Ecke herausholen. Vielleicht sehen wir es bei der nächsten re:publica am Kaffeestand der taz und bei den Machern des Internetbrunnens bin ich mir auch sicher, dass sie sich darauf stürzen werden. Darüber hinaus wird es aber noch Zeit und Erklärungsarbeit brauchen.

mehr..

Glaubt ihr die Offline-Transferierung mit QR-Codes hilft Flattr bei der Verbreitung? Kommt der Flattr-Gedanke offline an und welche realen Dinge würdet ihr gerne flattern?

Update: Direkt nach Veröffentlichung fiel mir ein, dass es theoretisch bereits jetzt schon möglich ist Dinge Offline zu flattern, schließlich kann man zu jeder URL einen QR-Code erstellen. Und tatsächlich bietet auch schon eines der zahlreichen Third-Party-Tools rund um Flattr das an: flattirl.com. Danke an SkaveRat für den Hinweis in den Kommentaren.

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Was ich von Unternehmen & PR erwarte

Morgens, kurz vor dem Aufwachen, streckt sich eine Hand aus meinem Bett, fischt  blind nach dem Macbook, zieht es liebevoll auf die Matratze und klappt es auf. Blasser Bildschirmschein weckt mich auf und sofort bin ich mittendrin. Tweets prasseln auf mich ein, E-Mails werden gecheckt: Was hat sich getan in den letzten 6-8 Stunden?
Ich bin ein Medienjunkie, genauer ein „neue Medien“-Junkie, auch Digital Native gennant.
Der Gedanke ein physisches Lexikon aufzuschlagen erscheint mir absurd, das gedruckte Telefonbuch vergilbt auf der Toilette, denn online finde ich alles schneller und genauer. Und so bestimmt das Internet auch mein Leben: Was ich abends kochen kann sagt mir chefkoch.de, wo ich etwas trinken kann qype.de, welchen Film ich mir anschauen sollte moviepilot.de. Falsch wäre es allerdings zu sagen, ich überließe  diese Entscheidungen einem Algorithmus. Nein, all das was ich im Social Net finde, sind die Meinungen von Menschen, die ein Algorithmus lediglich für mich sortiert.

Das Netz hilft einordnen

Wie früher sind es auch heute noch die Meinungen anderer Menschen mit spezifischen Erfahrungen, die relevant sind. Zum Beispiel, kann mir ja nur der Freund sagen, ob ein Film gut ist, der er ihn gesehen hat. Das Netz hilft mir nun aber, den Wert dieser Meinung für mich persönlich einzuordnen: Zum Beispiel gleicht Moviepilot nun ab, was der Freund noch gesehen hat, wie es ihm gefallen und ob unser Filmgeschmack entsprechend zusammen passt. Je nachdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass meine Meinung über den Film mit der meines Freundes übereinstimmt. Und wie man sich früher in der Tageszeitung möglichst einen Kritiker gesucht hat, der dem eigenen Geschmack entspricht, kann ich dadurch einsortieren, ob der Freund in Fragen Filme reliabel für das eigene Geschmacksempfinden bleibt. Daraus ergibt sich ein Netzwerk von Personen, die für mich zu persönlichen Experten auf einem bestimmten Gebiet werden.
Als Folge daraus habe ich ein auf mich zugeschnittenes Informationsnetzwerk, dass mir in der Flut der Masse die Informationen zugänglich macht, die mich interessieren. So lässt es sich auch erklären, dass, obwohl ich Medien- und News-Junkie bin,ich inzwischen eher selten die Startseite von Spiegel-Online aufrufe. Diese wird mir zu sehr von dem sich gefühlt täglich weiter emporstrebenden Boulevard-Ressort eingenommen. Dennoch kann ich sicher sein, dass relevante Artikel oder Meldungen mich erreichen. Via Twitter, Facebook oder Rivva, bekomme ich die wichtigsten Meldungen in Echtzeit und kann sicher sein, dass ich dieselbe Wissensgrundlage habe, wie alle in meinem Netzwerk. Ich stelle mir meine Informationen selbst zusammen, auf mich zugeschnitten und nicht mehr ich muss zu den jeweiligen Nachrichten gehen, sondern die Nachrichten kommen zu mir.

Das beste Produkt setzt sich durch

Was müssen jetzt Unternehmen in dieser, meiner Welt leisten? Zunächst einmal müssen sie gute, am besten hervorragende Produkte machen. Der potentielle Kunde mit seinen Bedürfnissen muss absolut im Fokus stehen. Im Internetzeitalter wird quasi jede Produktentscheidung, gemessen an früheren Maßstäben, mit high envolvement getroffen. Eine Eingabe in Google und ich finde Produkttest, Vergleiche und Meinungen zu allem. Es kann sich also nur das beste Produkt durchsetzen und PR-Nebel hilft in diesem Konkurrenzkampf relativ wenig. Dazu fällt auch mir nur wieder das leidige Beispiel Vodafone ein, die mit einer Riesenkampagne versuchten die „Generation Upload“ zu gewinnen, dabei jedoch vergaßen konkrete Angebote an die Zielgruppe zu machen. Dabei verfolgte eben diese die Entwicklung mit durchaus großem Interesse und waren gespannt was ihnen der Kommunikationsriese zu bieten hätte. Es gab aber nur einen bunten Werbespot. In der Konsequenz wurde auch das tarifliche Angebot genau inspiziert und dann auseinandergenommen, weil es die angesprochene Zielgruppe nicht traf. Während derselben Zeit senkte O2 einige seiner Preise und schnitt seine Tarife besser auf mobile Onliner zu und schaffte es so, ganz ohne Kampagne an vielen Stellen positiv erwähnt zu werden. Das Netz verpflichtet also zu guten Produkten.
Was ein Unternehmen darüber hinaus tun muss, dass ich mich als „Fan“ auf Facebook oute, oder ihm zum Beispiel auf Twitter folge? Nun das Unternehmen, oder die Marke will sich in eine Reihe mit meinen Freunden stellen, also verlange ich von ihm auch das, was ich von einem Freund erwarte. Wie oben erwähnt sind meine Anforderungen, an mein Informationsnetzwerk sehr hoch, die muss zwangsläufig auch das Unternehmen erfüllen; mit Pressemitteilungen wird das kaum getan sein. Entweder also das Unternehmen ist wichtig für mein tägliches Leben und bietet dafür die besten Informationen, oder ich werde mich wohl kaum mit ihm „anfrienden“.

Wer mein Freund sein will, muss ein Freund sein

Was muss es noch bieten? Als „Friend“ muss ich ihm Vertrauen können. Das wir heutzutage Unternehmen Vertrauen schenken, ist dabei keineswegs mehr absurd, denken wir nur an Google. Menschen vertrauen Google privateste Daten an, die, fordert der Staat sie zum Beispiel in Form einer Vorratsdatenspeicherung, dieselben Menschen auf die Barrikaden treibt. Google hat es geschafft für viele Menschen vertrauenswürdiger zu sein als Vater Staat.
Wie erreich ein Unternehmen solches Vertrauen? Es kann natürlich nicht jedes Unternehmen Google sein, aber einerster Schritt in Richtung Vertrauen ist Transparenz, Transparenz und Offenheit. Unternehmen den ich etwas (an)vertraue, stehen unter akuter und erhöhter Beobachtung. Ein Fehler und noch schlimmer ein nachfolgender Fehler in der Kommunikation und die Kunden sind weg und bei der Konkurrenz. Deshalb Transparenz. Geschieht ein Fehler, sollte ein Unternehmen so weit wie möglich uneingeschränkte Verantwortung übernehmen, offen und ehrlich erklären, wie es dazu kommen konnte und sich angemessen entschuldigen (Alte PR-Regel, oder?). Egal, ob es sich um einen Einzelfall oder eine größere Panne handelt. Schließlich kann im Netz sofort aus jedem unglücklichen Einzelfall eine größere Krise entstehen, denken wir nur an den Sportartikel Hersteller Jako oder Jack Wolfskin. Hier hilft nur schnelles und ehrliches Vorgehen. Den das Netz ist gleichzeitig so schnelllebig, dass es in seinem neuesten Trend eigentlich von Unternehmen verlangt jederzeit eine Echtzeitstellungnahme abgeben zu können. Bleibt diese aus oder wird erste Tage später, nach aufwändiger interner Abstimmung, veröffentlicht ist die Aufmerksamkeit längst 150 Millionen Tweets weiter, nur  der Imageschaden bleibt (be)stehen. Schnelle offene Kommunikation also, aber Kommunikation reicht nicht. Der Begriff Kommunikation, kann und meint in der PR auch oft eine einseitige Beziehung von Sender und Empfänger. In meinem Freundesnetzwerk verlange ich aber einem Dialog. Niemand hat schließlich Freunde gerne, die stets nur von sich erzählen und einen nicht zu Wort kommen lassen. Der wichtigste Schritt dazu ist erst einmal die Erreichbarkeit. Was nützt mir ein Freund, dem ich von einem Problem erzählen möchte, wenn ich nicht erreichen kann? Ein Unternehmen sollte also, will es eine Beziehung oder Bindung zu mir aufbauen, erreichbar sein, am besten auf allen Kanälen die ich nutze, um stets den kürzesten Weg zu sichern. Zum Beispiel über Twitter, hier ist die Kommunikation einfach und 140 Zeichen sind schnell geschrieben.

Ein Freund hört zu

Ein guter Freund sollte auch zuhören. Wie hört man als Unternehmen zu? Genau, wie als andere Mensch auch, dem folgen, was der andere sagt. Ich freue mich zum Beispiel wenn ich einen belanglosen Tweet absetze mit: „Wow, das Produkt XY ist aber echt toll, macht Spaß damit“ und ich bekomme eine Anwort von dem Unternehmen das schreibt „Danke, @netzfeuilleton. Freut uns, dass dir unser Produkt gefällt.“ Mag sein, dass andere Zeitgenossen das schon wieder als SPAM betrachten; ich persönlich finde es nett, denn es zeigt mir, dass man mir zuhört. Noch netter ist es natürlich wenn eine Antwort auch kommt, wenn ich mich nicht über Produkt XY freue, sondern mich ärgere und man mir dann schnelle und unkomplizierte Hilfe anbietet. Es ist ganz einfach, es ist menschlich. Unternehmen müssen auf ihre soziale Komponente setzen oder diese ausbauen, schließlich heißt es Social Network.
Gehen wir noch einen Schritt weiter. Als Blogger und aktiver Twitterer erreichen mich immer wieder Unternehmen, die nicht nur möchten, dass ich sie gut finde, sondern das auch öffentlich weitergebe. Mehrere PR-Mails am Tag trudeln ein mit der Bitte, die folgende Information in meinem Blog netzfeuilleton.de zu veröffentlichen. Antwort: Nein. Ein Blog ist immer, auch wenn es mit teilsprofessionellen Anspruch gestaltet wird, eine sehr persönliche Sache. Hier bestimme ich, zusammen mit meinen anderen Autoren, was veröffentlicht wird und das ist vor allem das, was uns persönlich interessiert. Das schöne ist, dass wir nicht unter dem Druck stehen, wie beispielsweise eine Zeitung, jeden Tag eine gewisse Anzahl Seiten zu füllen, sondern wir müssen nur so viel veröffentlichen, wie wir für richtig halten ist. Eine PR-Meldung gehört selten zu dem, was wir für wichtig halten. Schon gar nicht, wenn sie mit den Worten beginnt: „Liebe Medienpartner…“. Solche eMails werden nicht einmal geöffnet. Startet eine ungefragte Mail dagegen mit „Lieber Herr Kucharz, wie ich in Ihrem Weblog netzfeuilleton.de gesehen habe, beschäftigen Sie sich mit Medien & Kultur.“ So eine Anrede führt wenigstens dazu, dass ich die Mail bis zu Ende lese. Wird dann noch ein konkreter Artikel von mir erwähnt, fühle ich mich geschmeichelt. Ihr Pressemitteilung veröffentliche ich trotzdem nicht. Schließlich gibt es unter Bloggern auch so etwas wie einen Ehrencodex, ich schreibe dort unter meinem eigenen Namen und muss jederzeit persönlich dahinter stehen können, denn das Internet vergisst auch nicht. Wenn Sie also möchten, dass ich über Ihr Produkt schreibe, dann senden Sie es mir zu. Wenn es den Themenbereich trifft und ich gerade Zeit habe, erhalten Sie im Austausch eine ehrliche Meinung. Ja, eine ehrliche, unabhängige Meinung, schließlich lautet unser Slogan Medien, Meinung, Kultur. Sind Sie an meiner echten Meinung nicht interessiert und möchten lieber in rein positivem Glanz auf meinem Blog erscheinen, bleibt ihnen immer noch gerne die Möglichkeit Werbung zu buchen. Soll ich möglichst schön über ihr Produkt schreiben, bleibt immer noch mein Hinweis vom Anfang: Machen Sie gute Produkte.

Kommunikation im Web 2.0Dieser Artikel erschien als Beitrag in der 2. Auflage von „Kommunikation im Web 2.0“  von Melanie Huber unter dem Titel „Das wünscht sich Ihre Zielgruppe“. Das Buch bei Amazon bestellen geht hier.

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Zwischen Bratwurst und Sprache: Auf der Suche nach deutscher Identität

Was ist deutsch? Eine Sprache? Ein Fußballteam? Eine Bratwurst? Egal, wie wir es drehen
und wenden unweigerlich geht die Identität immer von der Konstruktion des Einzelnen aus.
Viele Deutsche stehen auf Kriegsfuß mit ihrer nationalen Identifikation, ob nun die dritte und vierte
Generation von Einwandern oder die im linken Spektrum beliebte Einstellungen nationale
Sphären lieber komplett zu negligieren.

Fakt ist: Keine andere Generation, als die der heutigen Jugend in diesem Land, hat sich so schwer getan ihren Platz im Konzept des „Deutschen“ zu finden. Unsere Großeltern, aufgezogen in einer Zeit der Rassenideologie und
des bedingungslosen Glaubens an Stahl, Ehre und Blut, lieferten eine Lösung des Problems die in
Krieg und Zerstörung endete. Die 68er trugen ihren Unmut revolutionär aus, um im Anschluss ihren
langen Weg durch die Institutionen anzutreten.
Zwar sind wir uns einig was wir nicht mehr sein wollen, doch ein Konsens eines neuen
deutschen „Wir-Gefühls“ scheint, trotz der Wiedervereinigung, bis heute außerhalb von Fußball-
und Bierkultur unerreicht.

Das videojouralistische Projekt „Deutsche Identität“ macht sich auf die Suche nach Antworten und stellt dabei nur zwei Fragen: Was ist für dich deutsch? Was würdest du an Deutschland verändern?

Drei Folgen sind bereits online, bislang wurde im Kulturpark in Wiesbaden und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz aufgenommen und es soll noch weiter gedreht werden.

Weitere Informationen zu dem Projekt und die kommenden Folgen gibt es auf der Facebook-Seite:
VJ Projekt Deutsche Identität | Promote Your Page Too

Bild unter Zuhilfenahme von Seph Swain, der unter CC 2.0 veröffentlichte.

mehr…

Aber die zwei Fragen richte ich gerne auch an euch: Was ist für euch deutsch? Und was würdet ihr am liebsten verändern? Ihr könnt in den Kommentaren antworten oder auch selbst ein Video mit eurem Statement aufnehmen und dann hier verlinken.

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Gesellschaft Video Wort

Gelangweilte Jugendliche erschlagen Mann im Park

Aus Langweile, Trunken- und Dummheit sind sie auf ihn los und dann lag er da. Davon handelt dieses moderne Gedicht inklusive Animation von Mat & Matt. Also von Mat Lloyd ist das Gedicht und von Matt Frosdham die Animation. Wer genauestens alles zur Entstehung der Animation nachlesen will, kann auf dem Produktionsblog die einzelnen Schritte nachverfolgen, jetzt empfehle ich aber erst einmal anschauen:

[via KFMW]