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Die NBC-LateNight-Schlacht: Kurz zusammengefasst

Wer bei dem ganzen Hin und her
sowieso nur Chinesisch versteht, findet es auch nochmal ebenso im Fernsehlexikon (via).

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It’s only funny until someone gets bored

Ich hab gestern mal wieder die Simpsons im TV gesehen. Neue Folge. HD-Qualität. Sauber geschliffen die Zeichnungen (wenn man sie denn noch als solche bezeichnen kann), gestochen scharf und brilliant die Farben. Beschimpft mich als fortschrittsfeindlich, aber den neuen Look möchte ich schlicht als „leblos“ zusammenfassen. Keine drastisch überzeichneten Fratzen mehr, keine cartoonesk-überzogene Dynamik in den Bewegungen. Alles fehlerfrei und glattgeharkt wie ein deutscher Schrebergarten. Doch über all diese sterilisierten Oberflächlichkeiten könnte ich gelassen hinwegsehen, gäbe es nicht ein viel schlimmeres Problem: Ich kann einfach nicht mehr drüber lachen! Bestenfalls ein sich schon fast schämendes Schmunzeln, das sich allzu selten durch die in Ernüchterung erstarrten Gesichtsmuskeln kämpft, erinnert daran was diese Serie mal für mich bedeutet hat.

Als ich im ZDF das erste Mal Zeichentrick sah, der mehr war als harmloser Spass der niemandem wehtun wollte. Als die Sendung noch eine charmante Mischung aus Slapstick, liebevoller bis beissend böser Gesellschaftskritik und In-Die-Fresse-Humor war, die wirklich quer durch alle Alters- und Intelligenzschichten begeistern konnte.

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Grade letzteres scheint in den neuen Staffeln irgendwie verpönt zu sein. Die ergehen sich lieber in popkulturellen Querverweisen, baden in Selbstreferenz und hecheln irgendeinem ästhetischen Anspruch hinterher. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Simspons sich inzwischen zu fein sind auch meinen, eher derben Humorgeschmack noch mitzubedienen. Das lieber eine minutenlange, optisch zwar eindrucksvolle, aber für Nichtnerds völlig langweilige Hommage auf irgend einen Medialfetisch einer der Autoren abgefeiert wird, statt mir nen zünftigen „Football in die Leisten“ zu liefern. Man kann es fast ironisch finden, dass gerade das mit Plagiatsvorwürfen bedachte Family Guy eben solche Querverweise am laufendem Band liefert und trotzdem witzig ist.

Mag es noch immer genug alte und neue Fans geben, die auch oder grade den neuen Stil der Simpsons mögen, meine Begeisterung fällt mit jeder neuen Staffel. Dabei bietet die Serie natürlich noch immer gutgemachte Unterhaltung, die ich dem kläglichen Rest des deutschen Fernsehprogramms stets vorziehen werde. Aber schöner wärs, wenn ich mal wieder herzhaft drüber lachen könnte, statt nur noch ne halbe Stunde auf akzeptablem Niveau berieselt zu werden.

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„In letzter Zeit greif ich lieber zur RZ“ – Was twittern einer Lokalzeitung bringt

Seine Kollegen denken wohl noch immer, dass er einfach zu viel Zeit habe, meint Christian Lindner bei der Vortragsreihe “Das Leben im Netz” an der Uni Mainz. Christian Lindner ist Chefredakteur der Rhein-Zeitung und spricht im Rahmen seines Vortrags über “Das Schweizer Messer Web 2.0 – Die vielfältigen Effekte von Twitter bei der Rhein-Zeitung”. Er ist seit dem 23.01.2009 als @RZChefredakteur auf Twitter unterwegs und zählt damit bis heute zu den wenigen Chefredakteuren, die selbst twittern.
Warum er damit angefangen hat? Twitter ist seiner Meinung nach das optimale Medium für Journalisten. Schließlich sind diese gewohnt sich kurz und prägnant auszudrücken, dadurch ist die Zeichenbeschränkung für ihn kein Problem: “Ein erfahrener Journalist empfindet 140 Zeichen geradezu als komfortabel.” Inzwischen hat seine Rhein-Zeitung über 30 redaktionelle Twitter-Accounts, die insgesamt auf über 12.000 Follower kommen (Man darf von einigen Doppel-Followings ausgehen))

Rhein-Zeitung und Twitter: Der @RZChefredakteur beim Twittern
Der @RZChefredakteur beim Twittern. Foto von Senad Palic, geschossen an einem der Followerabende.

Doch die Follower folgen nicht nur, sondern interagieren mit dem Medium. Christian Lindners Credo lautet nämlich: Persönlich twittern! Automatisierte Nachrichtenfeeds, wie sie bei den meisten Nachrichtenseiten noch State of the Art sind, kommen bei ihm nicht in Frage. Durch diese Ansprechbarkeit der einzelnen Autoren, Ressorts, und Regionalredaktionen ist es auch möglich, dass die Leser eigene Themen und Hinweise weiterleiten.

Lindner zählt auf: Unfälle, Einbrüche oder seltsame Unternehmenspleiten, auf viele Themen haben die die engagierten Follower hingewiesen und irgendwann verliert man den Glauben hier nur geschönte Einzelfälle präsentiert zu bekommen. Mehrere Hinweise am Tag bekäme die Rhein-Zeitung inzwischen, erzählt Lindner, und dabei ginge es keineswegs nur um triviale Geschichten. Auch der ein oder andere Tipp aus großen regionalen Unternehmen und der Hinweis auf ein politisches Skandälchen auf Landesebene soll schon dabei gewesen sein. Whistleblowing via Twitter.
Erstaunlich ist, dass hierbei nicht einmal auf Anonymität Wert gelegt wird, sondern diese Hinweise von personalisierten Accounts kommen.
Die Erklärung findet Lindner leicht: Über Twitter geht der Kontakt schnell und einfach und die Leute haben Vertrauen zur Marke Rhein-Zeitung.

Vor allem Menschen und Themen die man sonst nicht erreicht hätte würde die Rhein-Zeitung jetzt stärker ansprechen. Das Image der sonst als recht verstaubt geltenden Lokalzeitung profitiert. Die Abonnenten der Printzeitung sind im Schnitt 51 Jahre, 46% über 50. Für eine Lokalzeitung normal, aber die Auflage schwindet. Noch seien die Zahlen zwar stabil, aber Lindner glaubt an ein weiteres Abnehmen der Abonnentenzahlen. Eines seiner Instrumente dagegen ist Twitter, hier erreicht die Zeitung jüngere Menschen und ein, der Zeitung sonst eher fernes, Klientel. Von dem bisherigen Erfolg dieses Weges zeugen zwar noch keine Eindeutigen Zahlen, aber einige Tweets:

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Umgekehrt ist der Rhein-Zeitung aber auch daran gelegen den eigenen Lesern Twitter näher zu bringen. So promotet die RZ, die eigenen Twitter-Accounts recht prominent auf der eigenen Seite übersichtlich aufgeteilt nach Region und Ressort. Und um Neu-Twitterern über Startschwierigkeiten hinwegzuhelfen, empfehlen sie auch gleich lesenswerte Twitterer aus der Region und haben das Projekt der „Twitterpaten“ ins Leben gerufen. Die Twitterpaten sollen Neulinge beim Microbloggingdienst ansprechen und etwas an die Hand zu nehmen. Außerdem veranstaltet die Rhein-Zeitung ab-und-zu Followerabend, bei denen einige Follower in die Redaktion eingeladen und herumgeführt werden.

Fassen wir also zusammen, welche Vorteile hat die Rhein-Zeitung von Twitter:

  1. Image-Gewinn gerade bei Jüngeren
  2. Steigerung der Reichweite (bei einer Webevangelisten-Untersuchung landete die RZ noch vor der Tagesschau)
  3. Verstärkung der Blatt – Leserbindung
  4. Kontakt zu den Lesern
  5. Besseres Bild der eigenen Leser
  6. Verfügbarkeit des Wissens vieler, Stichwort Crowdsourcing. So fragt die RZ bei bestimmten Themen immer mal wieder die Follower nach Mithilfe. Zum Beispiel bei der Frage nach besonders kaputten Straßen oder den schönsten Schneebildern.
  1. Ehrliche Kritik und direktes Feedback, sowie Fehlerhinweise.
  1. Hinweise auf lokale Themen, die der Zeitung sonst vielleicht entgangen wären.

Das sind sicher keine neuen Erkenntnisse, und mit etwas gesundem Menschenverstand hätte man darauf auch von selbst kommen können, aber die Rhein-Zeitung tritt eben den Beweis an, dass all die schlauen Tipps der zahlreichen Social-Media Berater ab und zu ein Funken Wahrheit enthalten.

Wie hat die Rhein-Zeitung das geschafft?

Christian Lindner hat dafür eine klare Erklärung: Für ihn mitentscheidend war, dass er eben nicht zur Technikabteilung gegangen ist und gesagt hat:“Macht mal was mit diesem Twitter.“, sondern er als Chef selbst angefangen hat zu twittern und es so in die Redaktion hineingetragen hat. Bei der Rhein-Zeitung twittern alle Redaktionsabteilungen selbst. Auf die Frage, wie denn die alt eingesessenen Redakteure auf die neue Aufgabe im Redaktionsalltag reagiert haben, sagte er, dass man niemanden zum twittern gezwungen habe, man habe Ihnen das Werkzeug an die Hand gegeben und gesagt mach mal und wenn auffiel, dass jemand sich zurück hielt, wurde angesprochen, wo die Probleme liegen. Bei den neu angekommenen Volontären besteht der Chef allerdings auf die Verwendung der Sozialen Dienste. Schließlich nutzen die Meisten Twitter & Facebook privat und können das selbstverstädnlich auch gewinnbringend in die Redaktion einbringen.

Ob diesem Beispiel weitere Zeitungen folgen werden? Lindner glaubt schon, vor allem um zukünftige Leser zu erreichen, über welchen Verbreitungskanal auch immer diese dann die Zeitung konsumieren.

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Die neue Pandemie

Neben den Impfstoffen hat die Schweinegrippe einen weiteren Gegner gefunden. Gibt man den medialen Ergüssen der letzten Tage recht, scheint eine neue Pandemie ausgebrochen zu sein, die sich sehr gefährlich ausbreitet. Hinter dem Schicksal Robert Enkes wird die Depression als neue Volkskrankheit entlarvt, über der die Berichterstattung trotz aller Sorgfältigkeit gnadenlos stolpert.

Die Zeit nennt es „die versteckte Krankheit“ und erläutert wissenschaftliche Hintergünde neben der Aufzählung allerlei bekannter Persönlichkeiten mit dieser Diagnose, die zum Teil im Suizid ihr Ende fanden. Beschmückt sind die Buchstaben mit großen Fotos von weiblichen Schönheiten, die lethargisch gen Kameraobjektiv blicken. Auch der Spiegel hat sich dem Thema angeschlossen und erklärt allerlei Parallelen zum Leben Robert Enkes. Der Konkurrent Focus klärt nun ebenfalls über das „Tabuthema“ auf und bildet den Nationaltorwart auf dem Cover ab. Der Stern will zusätzlich dabei helfen, „die stille Gefahr“ zu erkennen. Selbstmordstatistiken auf dunklem Hintergrund geben den Ton an.

Außerhalb der Medizin ist es nicht unumstritten die Depression als Krankheit zu verstehen. Zwar beruht sie auf der Basis der Biologie, besitzt aber nicht die Symptome einer typisch erkennbaren Krankheit. Viel mehr ist sie eine schwer definierbare Masse aus möglichen Merkmalen, die in verschiedenen Ausprägungen vorhanden ist. Von der phasenweisen tristen Laune bis zum tiefsten seelischen Schmerz lässt sie sich beschreiben, aber nicht pauschal erklären, wie es gerne verstanden wird. Es gibt Menschen, die an einer Depression leiden und sich davon befreien können, während andere ihr Leben lang mit diesem Begleiter zu recht kommen müssen.

Den Freitod daher schlicht mit der Depression zu begründen, ist zu einfach. Der Todeswunsch ist vielleicht nicht selten Teil der Folge der Ausmaße einer Depression, nicht aber der erklärte Kontrollverlust, der derzeit medial als fremder Wille oder Hirnerkrankung gezeichnet wird. Man stirbt an einer Depression nicht so wie man an Krebs endet. Die psychischen Schmerzen stehen auf einer anderen Ebene, auch wenn einige der möglichen Symptome durchaus auch körperliche Leiden hervorrufen können. Gerade die Nennung verschiedener Berühmtheiten zeigt im Durchschnitt, dass darunter vor allem solche fallen, die nicht für Gedankenlosigkeit bekannt sind und ihren Schritt sicherlich nicht unüberlegt beschlossen. Auch ist die Tatsache, dass mehr Frauen an Depressionen leiden, aber deutlich mehr Männer den Suizid wählen, ein Widerspruch des typischen Krankheitstodes der neu ernannten Pandemie.

Schließlich befällt eine Depression die Gedanken und auch wenn sie aus chemischen Prozessen besteht, ist eine Reduzierung darauf eine zu einseitige Erklärung. Ein depressiver Mensch versteht sich weitestgehend nicht als krank, sondern viel mehr als verloren, ausgebrannt, überfordert, vielleicht als sinnlos oder erschöpft vom Leben. Daher muss die Krankheit auch von der Gefühlswelt interpretiert werden, statt sie leichtfertig mit der Biologie zu erklären, weil sie so verkannt wird und dem Leidenden einen dürftigen Stempel aufdrückt. So wie die Verliebtheit eigentlich auch nur Chemie ist, besitzt sie einen ganz anderen Wert im Bewusstsein der Menschen. Mitnichten also ist die Depression nur eine Krankheit, sondern ein Teil eben des Bewusstseins des Betroffenen.

Foto: „Oh Tomorrow I’m Alone …„, Hamed Saber, cc

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Riesen Display, unendliche Akkulaufzeit, Blättern statt scrollen

Ich weiß, wir sind ein Feuilleton, trotzdem muss ich jetzt nochmal über ein gadget bloggen. Das ding ist der Hammer: Super Flach, riesen Display, undendliche Akkulaufzeit und alle News kommen per Flatrate. Wie geil ist das denn??!   [via]

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Jon Stewart über den Journalismus von CNN

Eigentlich hatte ich von Jon Stewart zum Wochenstart noch einige bissige Kommentare über den Friedensnobelpreis von US-Präsident Barack Obama erwartet, doch stattdessen nimmt er sich „dem professionellsten aller Nachrichtensender“ an: CNN. Arbeitet sich der Daily Show-Anchormann normalerweise an dem konservativen FOX News ab, zeigt er nun, dass auch beim international renommierten Nachrichtennetzwerk CNN längst nicht alles so läuft, wie man es von ordentlichem Journalismus erwartet.

Jon Stewart schwingt sich also zum amerikanischen Stefan Niggemeier auf und bietet eine Demontage des CNN Journalismus, wie man es zuletzt bei CNBC und Jim Cramer gesehen hat, besonders die Phrase „We have to leave it there“ hat es ihm dabei angetan.

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„nur ASSIs!!“


Der tazWerbespot, der Dank dem Urteil des Bundesgerichthofs wieder veröffentlicht werden darf, macht nun die Runde. Die intelligentesten Köpfe des Landes haben hierzu Stellung bezogen. Im Folgenden lesen Sie nun ausgewählte Zitate aus dem Kennerkreis der Weltphilosophie.

Das ist sie also die hemmungslose Intellektuellenelite, die Tag und Nacht mit Selbstanalysen verbringt und nur für die Lesung brillianter Magazine wie Neon oder etwa Zeit Campus kurze Pausen einzulegen scheint. Gütig wie sie ist, gestattet sie auch dem niederen Volk ab und an die Gunst, an ihrem großen Reichtum an Gehirnverknüpfungen teilhaben zu dürfen.

Mit unwiderlegbaren Thesen gibt die Gruppe der hochbegabten Mitbürger hier ihre brisanten Errungenschaften des Wissens bekannt.

Nur die hochmodernsten Formen der altgermanischen Rechtschreibung sind den Intelligenzbaronen halbwegs gut genug, um kleine Happen ihrer perfektionistischen Auffassungsgabe an die dumme Menge abzugeben.

Mit erhobenem Daumen stimmen die gebildeten Leistungssportler der oberen Klasse zu. Die erfahrungsgemäße Sachlichkeit macht jede der Aussagen zu appetitlichen Leckerbissen im lehrreichen Zitatebuffet.

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Late-Night mit Bart

Gestern war es endlich so weit: Unsere seit Ewigkeiten einzige deutsche Late-Night Hoffnung Harald Schmidt ist auf den Bildschirm zurückgekehrt. Angekündigt als weißer Afghane zog er ins Studio und löste alle Versprechen ein, die er im Vorfeld gegeben hatte.

Im Zweifelsfall wollte er gegen den Mob sein, und so wiedersprach er auch auch gleich der Lehrmeinung, dass der aktuelle Wahlkampf langweilig sei. Schließlich habe es doch einmal gefunkt, „bei der Landung von Müntefering“. Auch das Kanzlerduell fand er nicht zum Einschlafen: „Mich hat es gefreut, endlich mal den Ehemann von Frau Merkel kennenzulernen.“

So legte Harald Schmidt in seinem Stand-Up los und damit ein ordentliches Tempo vor, dass nur noch von „the good, the bad & the ugly“, also Trittin, Lafontaine und Westerwelle getoppt wurde, wie sie sich in einem Zusammenschnitt des TV-Dreikampf Zahlen an den Kopf schmissen.

Und so hastete man weiter von Einspieler zu Einspieler, nur unterbrochen von den kurzen Zwischenmoderationen Schmidts. Doch nicht nur die Anmoderationen der Filmchen muss Schmidt nach Pochers Weggang selber machen, auch die Parodien fallen jetzt in sein Metier. Als erstes musste Peter Scholl-Latour herhalten, um im Interview mit Katrin Bauerfeind einzuordnen, ob man jetzt in Afghanistan im Krieg sei oder nur „Hausaufgabenbetreuung mit Maschinenpistole“ leiste. Auch vor der ARD machte Schmidt in Scholl-Latour Gestalt nicht Halt: Anne Will und Plasberg können bald gegen Jauch abtreten, verkündete er.

Sollte sich aus dem neuen Team tatsächlich ein neuer Sidekick entwickeln, wie ebenfalls angedeutet, dann ist wohl Katrin Bauerfeind die im Moment aussichtsreichste Kandidatin. Gleich dreimal durfte sie an Schmidts Seite auftreten und ihm zum Beispiel bei den aktuellen Filmkritiken die Stichworte darreichen oder die Stille Ecke für Haushaltgeräte präsentieren.

Schmidt & Bauerfeind
Schmidt & Bauerfeind // Screenshot (C) ARD

Ansonten blieb das Team blass. Caroline Kornelis Auftritt im Film über die FDP war zwar gut aber zu kurz und endete mit dem mäßigen Witz eines vom Rollstuhl aufspringenden Pierre M. Krause, geheilt durch die Hand Westerwelles. Peter Richter war es sogar, der die Fachdiskussion über die Theaterregisseurin Andrea Berth und den  Boris Groys, in der das Tempo einen neuerlichen Höhepunkt erreichte, fast zum Erliegen brachte. Mit dieser dennoch großartigen Einlage über die feuilletonistischen Fachdiskussionen voller Namen und Fachsimpeleien, löste Schmidts wohl sein Versprechen ein, dass kulturell weniger versierte Menschen weniger zu Lachen haben sollen.
Einzig Jan Böhmermann schaffte es noch mit seiner angeblichen Schweinegrippeerkrakung die Nachrichten von Pro7, Sat.1 und N24 zu foppen und so hervor zu stechen.

Ruhiger, aber nicht minder unterhaltsam wurde es erst wieder, als der Gast, Trigema Chef Wolfgang Grupp, die Bühne betrat. Dieser befürwortete auch als schwäbischer CDU-Wähler den Mindestlohn und gesatnd außerdem „Egal, wie alt ich bin, mein Frau muss immer Anfang 20 sein“. Den angebotenen Platz in der Familiengruft lehnte Schmidt dann dennoch dankend ab, schließlich hat er ja noch ein paar Sendungen vor sich.

Harald Schmidt ist also zurück, er ist wieder der alleinige Herr im Ring und das tut ihm sichtlich gut. Er spuckt wieder Sprüche und präsentiert die Miene, die Satire ein Gesicht gibt. Dennoch bleibt bei dem großen Team kaum Zeit, dass er sich frei entfaltet. Die Sendung ist durchgeskriptet, für spontane Improvisationsaktionen ist kein Platz.

Ist Schmidt der deutsche Stewart?

Nun noch zu der netzfeuilleton-spezifischen Frage ist Schmidt der neue Stewart? Ein klares Nein. Zwar hat man sich sichtlich einige Elemente bei der amerikanischen Daily Show mit in die Sendung geholt, dass zum Beispiel Teile des Teams an den Tisch geholt werden oder kurz einzelne Personen neben Schmidt eingeblendet werden, aber auch hier macht die Zeit Harald Schmidt einen Strich durch die Rechnung. Während Jon Stewart Themenkomplexe mit bissgen Kommentaren gekonnt seziert, kann Schmidt lediglich an der Oberfläche kratzen. Zum Glück bleibt er dabei nicht so auf Comedyniveau stehen und hakt einzelne Pointen ab, wie es zu Pocher Zeiten oft der Fall war. Dennoch muss man festhalten, dass in der aktuellen Ausführung die heute-show allein von der Anmutung deutlich näher am amerikanischen Vorbild ist.

„This is a show about the guy behind the desk“.
Johnny Carson über Late-Night

Die nächste Frage muss aber sein: Muss Schmidt ein deutscher Stewart sein? Auch hier kann man klar mit Nein antworten. Schmidt hat seinen eigenen Stil, hat Late-Night mit geprägt und hat es deshalb nicht nötig den Trends hinterherzuhinken. Freuen wir uns, dass er diesen Stil nur minimal erneuert wieder gefunden hat und das präsentiert, was er am besten kann: Gute alte Late-Night. Mit Bart.

Wer die Show verpasst hat kann sie sich in der ARD-Mediathek für 7 Tage ansehen.

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Dieter Nuhr Late-Night meets Twitter

Das ZDF hat gerade ein paar Dienstagabendsendeplätz zu viel und die gilt es zu füllen. Und dafür hat man Dieter Nuhr gefunden. Der hatte im Zweiten auch schon sein Soloprogramm „Nuhr die Wahrheit“ präsentiert und den Jahresrückblick bestritten.

Nun geht man weiter und plant eine Late-Night Show mit dem „‚Grenzgänger in Sonderstellung‘ – irgendwo zwischen Comedy und Kabarett“, wie ihn die Pressemitteilung beschreibt. Das Besondere an diesem neuesten deutschen Late-Night Gehversuch: Die Show wir Live ausgestrahlt und öffnet damit Tür und Tor für eine aktive Zuschauerbeteiligung. So sollen sich Zuschauer über Twitter, Skype oder Mail zuschalten können und Nuhr verspricht improvisiert darauf einzugehen.

Dieter Nuhr hat auch schon selbst einen Account bei Twitter, oder zumindest einen der sich so nennt. Konnte auch schon einige Follower sammeln, findet selbst aber niemanden verfolgenswert. Vielleicht ändert bessert sich das ja noch wegen Interaktion und so.

Dieter Nuhr bei Twitter

Thematisch wird die Show wohl breit aufgestellt:  Von „den Schwangerschaften von C-Promis oder Brustimplantaten“ bis zu „Finanzgipfeln oder Koalitionsverhandlungen“.

Bisher sind 4 Ausgaben geplant, die erste am 3. November 2009 um 22.45 Uhr und dann jeweils am 10. November, 1. und 8. Dezember 2009.Dazwischen wir man weiter Urban Priol & Schramm mit „Neues aus der Anstalt“ und Oliver Welke mit seiner „heute-show“ bewundern dürfen.

Wie es aussieht kommt echte Bewegung in die deutsche Late-Night Szene. Oliver Pocher steht mit seiner Show ab dem 2. Oktober in den Startlöchern und übermorgen kehrt endlich Altmeiser Harald Schmidt mit neuem Team auf den Bildschirm zurück.

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Das Team für „Harald Schmidt“ steht

In der Pressemitteilung von heute morgen wird der erste Sendetermin am 17. September um 22.45 Uhr bestätigt. Die Sendung soll 45 Minuten laufen und ist auf 2 Staffeln angelegt. ((Was auch immer das genau heisst.))

Beworben wird die neue Sendung von Alt-Meister Schmidt mit „Late Night – das Original – scharf, politisch, satirisch und öffentlich-rechtlich. Ein Stand Up, ein Schreibtisch, eine Live Band unter der Leitung von Helmut Zerlett, ein Gast.“

Die weitere Beschreibung:

Nach einer Woche Hard-News, täglicher 24 Stunden-Befeuerung durch Nachrichtenkanäle und investigativen Talk-Shows mit und ohne Netz, ist „Harald Schmidt“ das Late Night-Korrektiv, das die Geschehnisse der Woche aus Politik, Kultur, aktuellen Ereignissen, Sport und Entertainment wieder richtig einordnet.

Das könnte man durchaus als Adaption des Daily Show-Konzeptes lesen. Mehr wird man wohl erst nach dem 17. September wissen.

Wirklich neu ist die Verkündung des Teams, und liest man sich die Namen durch, sind da einige erfahrene Satire-Hasen dabei, die jede Menge gute Unterhaltung versprprechen. Da wären:

  • Caroline Korneli  von rbb Radio Fritz, wo sie den „Caroma Club“ moderiert.

  • Jan Böhmermann von 1LIVE, wo er „Die ganz große Jan Böhmermann Radioschau“ leitet, der auch schon in der alten Harald Schmidt Show Gast sein durfte:

  • Dann wäre da Pierre M. Krause von der SWR-Show „latenight“.

  • Als weiterer Qualitätsgarant aus den Feuilletons Dr. Peter Richter,  der bei der FAZ die Videokolumne „Richterspruch“ macht.
  • Außerdem ist noch Katrin Bauerfeind mit von der Partie. Bekannt von der Internetsendung „Ehrensenf“ hat sie den Sprung ins Fernsehen schon hinter sich und hat mit „Bauerfeind“ ihr eigene Sendung bei 3sat. Auch sie war schon bei Schmidt zu Gast (Schmidt: „Die kommende Frau im deutschen Fernsehen“) und outete sich in einem Interview mit Schmidt als eingefleischter Fan.

  • Die Redaktionsleitung hat Ralf Kabelka inne, es darf aber vermutet werden, dass auch er das ein oder andere Mal vor die Kamera treten wird, schließlich hat er mit seiner Kunstfigur Dr. Brömme schon für einige Lacher gesorgt.

Enttäuscht sein dürfte RobVegas, auch er hat seine Show im Internet. Seine öffentlichkeitswirksame Bewerbung war das Aufsetzen des Twitteraccounst @BonitoTV, auf dem er in Harald Schmidts Namen twitterte.

Bild unter (CC) by Dontworry