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Drohnen-Angriffe: Wenn der blaue Himmel tödlich wird

Drohnen bringen eben nicht nur Geschenke, sondern auch den Tod. Und inzwischen sind Drohnen-Angriffe zu Präsident Obamas liebster Methode geworden, Menschen aus der Ferne zu töten. Das große Problem dabei ist, die Grundlage auf der das passiert. Denn so ganz sicher ist man sich immer nicht, wen die Drohen da erwischt, wenn man sie losschickt. Ob das eigentlich jetzt einTerrorist war oder nicht. Identitäten kennt man dabei nicht, will sich aber sicher sein schon die richtigen zu treffen. Das alles geschieht allein auf Datensätzen, vermutlich auch denen der NSA. Ein falsches Metadatum kann mir also einen Drohnenbesuch bescheren. Oder die falsche Körpergröße.

Nur 4% der Drohnen-Opfer in Pakistan eindeutig Al Quaida


Update: Der Tribune hat einen Bericht nach dem gerade einmal 12% der 2379 Opfer von Drohnen Angriffen in Pakistan als militant eingeordnet werden konnten. Eindeutig Al Quaida zuordnen konnte man nur 84, aber mann kennt ja auch nur die Namen von rund 700 der Opfer.

John Oliver erklärt was mit Drohnen-Angriffen falsch läuft

Wo früher wenigstens ein Soldat noch einen Fehler machen konnte, schickt man heute ein unbemanntes Flugobjekt. Weniger Risiko für die eigenen Leute und die Stimmung im eigenen Land. Aber Automatismen haben eben das Problem, das sie irgendwann kaum noch überprüft werden. Man kennt kein Gesicht kein nichts. Das ist erst recht gefährlich, wenn sie über Leben und Tod entscheiden. Und während die Drohnen-Angriffe der USA zunehmen ist zu den Hintergründen, dem genauen Verfahren, bis hin zu schlichten Zahlen wenig bekannt. So hat man zahlreiche Schlupflöcher geschaffen, wann man Drohnen-Angriffe fliegen darf. Es lässt einen sprachlos zurück, dass bei zivilen Opfer einfach junge Männer rausgerechnet werden, die theoretisch in dem Alter wären, in der sie einer militärischen oder terroristischen Vereinigung sein könnten. Ach und wieviele man dabei genau umgebracht weiß man auch nicht so genau. Was alles genau schief läuft hat John Oliver mal wieder hervorragend erklärt.

Drohnen-Angriffe werden geflogen ohne die Identitäten der Opfer zu kennen.

Bild: CC BY 2.0 Horia Varlan

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Warum wir Mystery lieben

Twin Peaks* hat es geschafft in kurzer Zeit die Fernsehlandschaft zu verändern. Wer auf Mysteryserien steht hat sehr wahrscheinlich schon von David Lynchs und Mark Frosts Beitrag zum Genre gehört. Die Serie Twin Peaks kam im Jahr 1990 raus und lief leider nur für zwei Staffeln (eine kurze erste Staffel mit acht Folgen und eine zweite Staffel mit 22 Folgen).

Twin Peaks hat das Genre revolutioniert

Trotzdem hat es für viele kommende Serien, wie Lost oder Supernatural*, erst den Weg geebnet. Vorallem durch seine bahnbrechenden Erzählweise und Lynchs Surrealismus, der stilvoll in die Narrative der Serie eingewebt war.

Das erste Mal sah ich diese Serie kurz nach meinem Digital Film & Animation Studium. Gerade in der Zeit als ich über mein nächstes Projekt nachdachte, was zuerst als Kurzfilm konzipiert war. Eine ca. 20 Minuten lange Geschichte über eine Tochter und ihren mysteriösen Vater in einem großen Haus. Die Story sollte geheimnisvoll, dunkel und doch interessant sein.

Kurz nachdem ich die Gold Box von Twin Peaks erstanden hatte, wusste ich, dass ich diesen Stil fortan als „Lynch“-ig bezeichnen würde.

Der Zuschauer soll sich Fragen stellen

Aber warum lieben wir Mystery-Serien? Was macht ihren Stil und eine wirklich gute Mystery Serie aus? Diese Frage stellte ich mir, als ich anfing meine eigene Pilotfolge für eine solche Serie zu schreiben.

Sind es die Figuren, das Setting, die Dialoge? Was bringt uns dazu jede Woche wieder einzuschalten oder bei einer DVD-Sitzung gleich direkt die nächste Folge abzuspielen?

Und wer die letzten 4 Sätze aufmerksam betrachtet bemerkt, dass die Antwort schon darin steckt: Fragen.

Die Mystery-Box

Es sind die Fragen, die wir uns stellen über die Handlung, die Figuren und die Ereignisse. J.J. Abrams, (der Erfinder der Serie „Lost“) beschreibt dieses Konzept als die „Mystery Box“. In einem TED Talk erzählt Abrams von einer Schachtel voller Zauberartikel aus einem Geschäft, die „Tannen’s Magic Mystery Box“, die er bis zum heutigen Tage nicht geöffnet hat. In der Faszination mit dem mysteriösen Inhalt dieser Box fand er die Möglichkeit für unendliche Möglichkeiten. Es könnte alles in dieser Box sein. Oder vielleicht doch nicht? Sie macht bestimmte Geräusche, wenn man sie schüttelt. Sie hat nur eine bestimmte Größe, also kann sich nichts darin befinden was Größer ist als die eigentliche Box.

Dieses Konzept kann man sehr gut wiedererkennen in seiner Serie „Lost“. Die eines der größten Mysteryelemente der letzten Jahre vorstellte: Die Luke.

Myster Luke in Lost

In Staffel 1 der Serie findet eine der Hauptfiguren John Locke inmitten des Dschungels auf einer verlassenen Insel eine seltsame Luke, die zu etwas führt. Ein guter Teil der zweiten Hälfte dieser Staffel verbringt John Locke damit herauszufinden, was sich in der Luke befindet und wie er sie öffnen kann. Und die Zuschauer liebten jede Sekunde davon, weil sie sich die ganze Zeit Fragen konnten, was wohl dahintersteckt und so selbst die wildesten Fantasien ankurbelten.

Platz für Interpretationsspielraum

In Twin Peaks endet eine der ersten Episoden mit einem merkwürdig, kryptischen Traum des FBI- Agenten Dale Cooper, der den Fall der getöteten Laura Palmer untersucht. Der Traum ist surreal, in einem roten Zimmer. Ein kleiner Mann fängt an zu tanzen und eine Figur, die der toten Laura Palmer ähnelt flüstert Dale Cooper etwas ins Ohr. Die Episode endet damit, dass Agent Cooper erwacht, das Telefon greift und dem örtlichen Sheriff die Worte sagt: „I know who killed Laura Palmer“.

Ende der Folge.
Man will natürlich wissen wie es weitergeht!

Eine gute Mystery Serie lässt genug Platz für Interpretationsspielraum, nimmt uns jedoch mit auf eine Reise, die wundervoll und merkwürdig zugleich ist. Wir lieben also Mysteryserien, weil sie uns selsbt Fragen stellen lässt und wir somit die Geschichte in unserem Kopf fortspinnen können.
Anstatt eine fertige Story präsentiert zu bekommen, werden wir selbst Teil von ihr.

Darin lag auch der Erfolg von Lost*. Die Zuschauer konnten sich ständig an mehreren Baustellen fragen, wie es weitergeht und was geschehen könnte. Ein schmaler Grade: Beim Serienfinale waren dann viele Fans enttäuscht, weil viele Fragen nicht beantwortet wurden.

Inspiriert von Serien wie Twin Peaks und Lost habe ich selbst 2011 angefangen eine Mystery Serie zu schreiben. Und mit einem großen Team von motivierten Gleichgesinnten haben wir im Oktober 2012 unsere Pilotfolge umgesetzt.

Mystery Making-Of klamm

Unsere Serie “klamm”

Unsere Serie bekam den Namen „klamm“ – eine Anspielung auf die so genannte „Elendsklamm“, die im Wald nahe unseres Drehortes (mein Heimatdorf) liegt. Um dieses Naturdenkmal wurde die Mythologie unserer Serie gestrickt. Des Weiteren haben wir Elemente der Freischützen-Legende in unsere Geschichte eingebaut und das ganze in die Handlung eines Krimis gepackt.

„Klamm“ erzählt die Geschichte von Julia (gespielt von Nadine Petry), die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, nachdem Sie die Nachricht bekommt, dass ihre beste Freundin aus Schulzeiten gestorben ist. Ihr Bruder Tom (Emanuel Raggi) und sein Partner Yuri (Christopher Flach) untersuchen den Mord, scheinen jedoch zuerst auf der falschen Fährte zu sein.

In unserer Pilotfolge kann man die Einflüsse von Twin Peaks und Lost sehr gut erkennen. Wir wollten dem Stil sehr nahe kommen, jedoch eine eigene Note setzen, die das Ganze in das deutsche Setting rüberbringt. Im Laufe der Serie wollen wir noch auf viele weitere, berühmte deutsche Sagen und Legenden eingehen, die sich so sehr für eine gute Mystery Serie anbieten.

Zurzeit befinden wir uns in der Pre-Production für Episode 2 und haben zu diesem Zweck eine Indiegogo Kampagne gestartet, um uns mit der Produktion zu helfen. Wenn ihr Fans von Mystery Serien seid und uns unterstützen möchtet, könnt ihr dies aktuell auf Indiegogo tun!

*Partnerlinks
Bild: Paramount



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Stille im Film – Eine Kunst von Martin Scorsese

Martin Scorsese ist besonders für seinen Einsatz von Musik bekannt. Insgesamt fallen die meisten Filem wenn fü ihre Musik auf und Musik ist auch der einfachste Weg, um eine bestimmte Emotion hervorzurufen. Aber nicht unbedingt immer der Beste, manchmal tut es auch Stille.
Die hat Scorsese sehr elegant eingesetzt. Wie wirksam er das tut zeigt Tony Zhou in einem weiteren seiner Videoessays der Reihe „Every Frame a Painting“. Zuletzt hatte ich Ihn hier mit seiner Erklärung, warum Edgar Wrights Filme so lustig sind.

Stille im Film

Weshalb Stille an manchen Stellen so viel wirksamer ist als Musik erklärt vor allem das Konzept des Dynamic Range. Dynamic Range beschreibt den Wechsel von lauten und leisen Sequenzen im Film. Eine Technik, die bei Blockbustern immer mehr in den Hintergrund gerät, weil versucht wird statt einer aufregenden Reise einfach 2-Stunden-Non-Stop-Action zu liefern. Bekanntestes Beispiel dafür ist vielleicht Michael Bay, auch mit dem hat sich Tony Zhou schon auseinandergesetzt und das Konzept und das Problem von „Bayhem“ erklärt.

Zu Dynamic Range haben wir bei YouJustDontDo auch schon ein kleines Tutorial gemacht:

Das Video enthält ein paar Spoiler zu Scorseses Filmen, solltet ihr davon einen noch nicht geshen haben, schnell nachholen. Ich achte seit dem Video von Tony auf jeden Fall noch mehr auf stille Sequenzen in Filmen.

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Nachrichtenformate auf YouTube boomen

Nachrichten auf YouTube boomen. LeFloid ist auf dem Weg zum erfolgreichsten YouTuber Deutschlands mit seiner Show „LeNews“. Nach einer Studie von PEW Research ist Youtube nach Facebook eines der wichtigsten soziale Netzwerk für Nachrichten.

Jeder fünfte YouTube Nutzer konsumiert dort Nachrichteninhalte

20 % Nutzer der Videoplattform konsumiert dort auch Nachrichteninhalte. Das bedeutet, das 10% der US Bevölkerung auf YouTube mit Nachrichten in Berührung kommen, damit liegen sie in den USA sogar vor Twitter. Hier in Deutschland ist Twitter bekanntlich noch deutlich kleiner, entsprechend höher dürfte der Anteil hierzulande sein. Insgesamt aber nutzen fast 40% der amerikanischen Bevölkerung Webvideos mit nachrichtlichem Inhalt.

Die YouTube-Nachrichten-Kanäle sprießen

Dementsprechend sprießen YouTube Kanäle zum Thema News auch hier in Deutschland: Nach Mediakraft mit seinem Was geht ab?-Kanal hat sich das Netzwerk Divimove mit „Good to know“ seine eigene Nachrichtenshow gestartet. Vice, das vor allem für seine langen Dokumentationen bekannt ist, hat einen eigenen »Vice News«-Youtube Kanal gestartet. Die Sendung wird zusätzlich auch auf HBO ausgestrahlt.

Auch Dr. Allwissend hat den Sprung ins TV gemacht. Der YouTube-Doktor wurde durch seine unterhaltsame Mischung aus Information und Unterhaltung erfolgreich und ist nun auf RTL Nitro auch Teil der YPS Sendung.

Upskirt-Fotos und Giga-Viren – Youtube-Nachrichten Skurril & Boulvardesk

Doch abseits von Vice und Dr. Allwisssend beschäftigen sich die aufgezählten Nachrichtensendung größtenteils mit skurrilen und boulevardesken Themen. Eine der letzten „Was geht ab“-Folge von Mediakraft beschäftigt sich mit einem „Vergewaltiger Dorf in Florida“. Dabei stehen die beiden Moderatoren vor einer farbigen Wand und sprechen abwechselnd Sätze, während der andere im Hintergrund herumhampelt. Sprecherausbildung Fehlanzeige, fast wirkt es wie eine Persiflage auf eine Nachrichtensendung.

Auch bei LeFloid wird es vor allem schlüpfrig: Upskirt-Fotos ganz legal – Abmahnungen wegen YouTube Videos! – Kinder kämpfen im Käfig – Giga-Virus wegen globaler Erwärmung aus dem Eis aufgetaut.

Seine Vorschaubildchen werden dabei stets von großbusigen Mangacharakteren bestimmt. Beide Sendungen verfügen mittlerweile über eine eigene Redaktion, die vor allem die Meldungen von Focus Online liest und anschließend in der Videobeschreibung verlinkt. Nicht selten wundern sich kleinere Nachrichtenseiten über einen plötzlichen Besucheransprung, wenn eine Meldung in einem LeFloid Video aufgegriffen wurde.

Mit Persönlichkeit zur Glaubwürdigkeit

Wer den Erfolg nur in populären Themen sieht, leidet allerdings unter Kurzsichtigkeit. Denn LeFloid & Co. bieten ihren Zuschauern mehr als Nachrichten, sie bieten eine Haltung und einen ironischen Kommentare. Sie bieten Einblick in ihre eigenen eine ganz persönliche Meinung, eine Persönlichkeit und die ehrliche Aufforderung an ihre Zuschauer mit zu diskutieren. Darüber bauen diese Marken ihre Glaubwürdigkeit auf: Etwas von sich selbst preisgeben und sich angreifbar zu machen, zeugt von Vertrauen. Nach einer Folge „LeNews“ weiß ich mehr über LeFloid, als nach 3 Jahren Tagesschau über den Moderator. Und fühle mich verbunden.

Außerdem kennen diese Persönlichkeiten ihr Publikum -oder besser- ihre Community sehr gut. Wenn LeFloid über die GEMA oder Gamer berichtet, ist das hochrelevant.

Fernsehsender, gerade auch die öffentlich-rechtlichen, müssen sich aber fragen, ob Menschen, die mit solch einer Art Nachrichten aufgewachsen sind, eines Tages die Tagesschau einschalten werden.

Siehe dazu auch:

Ich mache übrigens eine wöchentliche Nachrichtensendung zu Neuigkeiten in Medienwelt & Netzkultur. Diese kann man auf YouTube abonnieren und als Newsletter:
[mc4wp_form]

Dieser Artikel erschien zunächst für das TV 2.0-Blog
Bild: [Screenshot] LeFloid im Trailer zum Kanal „Was geht ab?!

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Dies ist keine Verschwörungstheorie

Kirby Ferguson ist mit seiner „Everything is a Remix„-Videoserie internetweit bekannt geworden. Und ich habe gerade erst mit Schrecken entdeckt, dass ich sie damals hier nicht verbloggt habe. Everything is a Remix war und ist nämlich eine großartige Mischung aus wissenschaftlicher Annäherung, historischer Betrachtung und einfach purem Spaß an Popkultur und damit ein wichtiger Beitrag zur Diskussion um das Urheberrecht im Netz.

Nun hat Kirby Ferguson seine nächste Serie gestartet: „This is not a Conspiracy Theory“. In der es um die Auflösung der Verschwörungstheorien geht und das vieles um uns herum eben nicht von einer geheimen Macht, sondern von menschlichem Versagen verantwortet wird.

Die Serie wird nach und nach in einzelnen Teilen veröffentlicht, wie auch schon bei everything is a remix, und in einem unregelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus (was echt doof klingt.) Sie kostet momentan noch 12$.

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TV 2.0 – Der lange Weg zu Online First

Kurz nach dem Start seines Neo Magazin feierte Jan Böhmermann nicht seine Quote, sondern dass er in der Mediathek fast doppelt so viele Abrufe hatte.

Damit kokettiert Böhmermann auch schon zuvor. So auch in einem Neon-Interview zur Talkshow Roche & Böhmermann in zdf-Kultur:

Sie werden nicht müde zu erwähnen, wie wenige Zuschauer Sie haben. Nur 0,3 Prozent Marktanteil. Aber ist es nicht auch wahnsinnig befreiend, nur im Nischenfernsehen zu sehen zu sein?

Das ist natürlich Koketterie, wir haben im Internet bis zu 290 000 Views pro Folge, das ist sehr gut. Wir stehen in den Podcastcharts auf Platz eins oder auf zwei. Für meine Generation sind wir da wo es wichtig ist. Deswegen kann ich über die klassische Quote Witze machen: Weil sie letztlich für uns nicht relevant ist.

Online First

Die Fernsehquote ist nur ein kleiner, wenn auch im geschäftlichen Sinn entscheidender, Teil, wenn für Formate immer öfters gilt: Online First. Während einem Seminar vor einem Jahr berichtete der Redaktionsleiter von Zapp, dass inzwischen die wütenden Beschwerden nicht mehr nach der Sendung eingehen, sondern erst im Laufe des nächsten Vormittags, wenn das Publikum sie in Ruhe in der Mediathek geschaut hat. Deshalb gehen einzelne Sender soweit, ihre Inhalte oder einzelne Sendungen sogar schon vorab online verfügbar zumachen. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF, bestätigte dies im Interview: „Wir sind bei einem Online First insofern, dass wir viele Dokumentationen auf unsere Internetplattform stellen, bevor sie dann im Fernsehen sind.“

Kanal nicht nur spielen, sondern denken.

Eine zeitlich frühe Verfügbarkeit auf dem Online-Kanal allein macht jedoch noch kein Online First. Dazu gehört viel mehr, wie die Präferenzen in der Produktion gesetzt werden und auf welchen Kanal ein Format angepasst wird. Darum ging es mir auch, als ich etwas provokativ forderte: „Statt Jugendsender: Ein Öffentlich-rechtliches YouTube-Netzwerk“. Es geht darum die Gesetzmäßigkeiten des Medium in die Produktion einzupreisen und die Nutzungsgewohnheiten zu berücksichtigen. Die Zeitungen haben dafür auch lange gebraucht, zwar sind inzwischen Nachrichten selbstverständlich sofort online verfügbar, die passenden Erzählformen sind aber erst im Nachhinein entstanden und es kommen weiter neue hinzu, die die Möglichkeiten des Mediums umarmen. Ich sage wohlgemerkt nicht, dass man nur noch fürs Internet produzieren soll, sondern kanalspezifisch. Wenn man trennt, was gut im Netz funktionieren soll, kann man sich im Fernsehen auch wieder auf das konzentrieren, was Fernsehen toll kann.

Hier hat das Fernsehen noch einen weiten Weg vor sich. Schon einen Schritt gegangen ist darauf Jan Böhmermann mit seinem „neo magazin“. Nicht nur setzte er im Voraus massiv auf Trailer in den sozialen Netzwerken, sondern hat in der Sendung auch Einspieler die im Nachhinein überdurchschnittlich gut auf YouTube funktionieren. Immer wieder betonte Böhmermann in der letzten Ausgabe des neo magazin, das man keine Internetsendung ist. Dazu sagt die Fernsehquote etwas anderes.

Bild:  Some rights reserved by angelrravelor
Dieser Beitrag erschien zunächst für das TV2.0-Blog

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Buzzfeed & Viralität Flimmern & Sehen morgenlinks

Videostrategien & Buzzfeedklone | morgenlinks

Wie wird man mit Bewegtbild im Web erfolgreich? Das zeigen ganz unterschiedliche Modelle von Buzzfeed und Vice. Und upcoming versucht als Webseite in Deutschland das Buzzfeed.Modell nachzuahmen. Auch ich habe für die morgenlinks wieder eine Bewegtbildstrategie:


Hurra, die Zukunft ist da: der Buzzfeed-Klon Upcoming.de startet in Deutschland

(120sekunden.com, Martin Giesler)
Still und heimlich ist in Deutschland upcoming.de gestartet, ein aus den Niederlanden stammender BuzzFeed-Klon. Bislang ist er noch nicht in meiner Timeline aufgetaucht, dass kann vielleicht auch daran liegen, dass sie noch die richtige Sprache suchen. Denn:


“We’re still babies at it”: BuzzFeed Video’s strategy relies on identity, emotion, and sharing content as communication

(niemanlab.com, Caroline O’Donovan)
Einer der zentralen Punkte von Buzzfeeds Strategie ist es mit ihren Artikeln eine Kommunikation zu ermöglichen. „29 Thruths about growing up in multiple cities“ berührt Betroffene einerseits emotional, gleichzeitig kann ich genau diese Emotion auch teilen, wenn ich den Artikel teile. Dasselbe versucht Buzzfeed auch auf seine Videos zu übertragen. Dazu haben sie sich ZeFrank an Board geholt, Webvideo Urgestein.
Kleine Anekdote am Rande: Bei YouJustDontDo haben wir ein Video über Duckfaces erstellt und das lief überdurchschnittlich gut, weil eben auch dieses Video als Kommunikation eingesetzt werden kann. Zum Beispiel als Kommentar, wenn man auf Facebook schon wieder ein Duckface Foto entdeckt.

-Sponsor gesucht-
Die morgenlinks suchen noch einen Sponsor. Bei Interesse, gerne melden.

VICE’s YouTube Success: Growing Sustained Viewership Through Breakout Videos
(Google.com)
Nun zu einer ganz anderen Videostrategie, der von Vice. Die eher mit langen und aufwenidgen Dokumentationen aufwarten und damit sehr erfolgreich sind, auch auf YouTube. Google selbst stellt diese als Case Study vor und zeigt welche Ereignisse im Videoverlauf den Erfolg beschleunigt haben.

Die morgenlinks gibt es auch jede Woche als Newsletter oder immer als Video auf dem Youtube-Kanal. Also abonnieren.

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Was kostet eine Webserie?

Was kostet eigentlich so eine  Produktion einer Online Serie? Sicher gibt es da eine große Spannweite. Wir produzieren YouJustDontDo zum Beispiel mit No Budget, aber das ist auch keine wirkliche, zusammenhängende Serie. Ein ganz anderes Kaliber ist da schon VGHS – Video Game High School. Den Trailer von Staffel 2 habe ich hier schon gezeigt, inzwischen ist auch die erste Folge erschienen, die zweite kommt heute im Laufe des Tages (siehe unten). Hier sind ordentlich Produktionsmittel reingeflossen und eine große Crew wurde unterhalten.

Webserie: 1,3 Millionen $ für 6 Folgen

Freddie Wong hatte für eben diese Produktion der 2. Staffel VGHS über Kickstarter 808,341 Dollar eingesammelt und als Teil der Transparenz gegenüber seinen Backern schlüsselt er alle Kosten in einer Infografik auf. Insgesamt hat er  über 1,3 Millionen $ ausgegben, für die Produktion von 6 Folgen à 30 Minuten.

Was hat VGHS gekostet

 Youtube mit eigenem Starsystem

Interessant finde ich vor allem den Vergleich mit anderen Formaten auf Stundenpreis. So kostet eine durchschnittliche US Sitcom das 7-fache von VGHS. Die Serie „House of Cards“, die Netflix exklusiv für ihr Onlineangebot produzieren ließ, kostete 10-mal so viel. Ich würde mal behaupten, dass ein Großteil der Kosteneinsparung gerade bei den Stars passiert. Denn gerade viele Sitcoms funktionieren wegen der Hauptdarsteller, die ihre Charaktere repräsentieren (2 and a Half Man: Charlie Sheen, King of Queens: Kevin James). Auf YouTube hat sich längst ein eigenes Starsystem entwickelt. Sicherlich ist FreddieW als Regisseur selbst einer der Stars, aber auch Harley Morenstein von EpicMealTime ist sicherlich ein YouTube-Star und tritt in VGHS als Direktor der Schule auf. Die Hauptdarsteller Josh Blaylock (BrianD)  und Jimmy Wong (Ted Wong), Freddies Bruder, sind alle erst durch die erste Staffel bekannt geworden. Hier hat sich ein neues, eigenes Starsystem etabliert, das aber noch sehr viel günstiger ist, als die Riege der Hollywood-Stars.

Update: Siehe Diskussion in den Kommentaren: Jimmy Wong war auch vorher schon auf YouTube aktiv und Josh Blaylock hatte unter anderem eine Rolle in „No Country for Old Men“. Trotzdem glaube ich, dass VGHS ihre Bekanntheit massiv gesteigert hat und innerhalb von YouTubes eben zu echten Stars.

Wo es hingeht? Nun, das wird sich sicherlich angleichen. Bekam der Cast bei Season 1 noch 26,000$ sind wir nun bei 84,000 $. Sicherlich schwer vergleichbar, da wir nicht aufschlüsseln können, wieviele Personen dahinter stehen, aber definitiv eine Steigerung.

Wer wissen will, wie es hinter den Kulissen einer solchen Produktion aussieht, kann sich das Behind The Scenes anschauen.

VGHS Season 2 anschauen

Wer lieber die erste Folge schauen will, kann das hier tun. Die zweite Folge soll heute noch erscheinen.

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Mediakraft startet Nachrichten-Kanal auf Youtube

Nachrichten waren bislang auf Youtube in Deutschland ein eher unterrepräsentiertes Feld. Das will Mediakraft, das größte deutsche Youtube-Netzwerk nun ändern. Schon letzte Woche stellte man einen Trailer zum neuen Kanal „Was geht ab !?“ online, um die Pläne vorzuzeichnen und stellte heute bei einer Pressekonferenz die Details vor.

Authentizität statt Seriosität

Wochentäglich soll der Kanal „Was geht ab !?“ mit Shortnews gefüllt werden und mit Specials und Behind The Scenes auf Nutzerfragen eingehen. Mit dabei als Stargesicht ist LeFloid, der mit seinen LeNews schon länger eine eigene Nachrichtensendung auf Youtube veröffentlicht. Hinzu kommen weitere bekannte Gesichter aus dem Mediakraft-Universum, wie die SpaceFrogs, AlexiBexi und BullshitTV. „Wir sehen uns nicht als Nachrichtensprecher.“, betonte dabei LeFloid heute bei der Pressekonferenz. Wichtiger als Seriosität ist Authentizität, lautet ein wenig das Credo und so ist auch schon im Trailer die Rede von „Seriös recherchiert aber nicht ganz so seriös vorgetragen“. Für die Recherche hat Mediakraft einen Newsroom in Berlin aufgebaut, der sich vor allem auf Sekundärquellen stützen wird. Dennoch will sich LeFloid bei „Was geht ab !?“ mehr auf die reine Informationen beschränken und die eigene Meinung, die in LeNews eine große Rolle spielt, eher auf Specials auslagern.

Trailer zu „Was geht ab?“

Mediakraft stärkt mit Senderstrategie sein Netzwerk

Der Newskanal ist Teil einer Übergreifenden Senderstrategie, die Mediakraft heute vorstellte. So soll neben „Was geht ab?“ noch ein Kanal für Technews „Techscalibur“, für Beautythemen „Parkstraße & Schloßalle“ und viele weitere gestartet werden. Bereits angelaufen ist Y-Play mit den Jungs von Y-Titty als Patronen.

Mediakraft stärkt damit enorm seinen Wert und Einfluss als Netzwerk. Denn anstatt neue Kanäle mit einzelnen Personen und Stars aufzunehmen (denen immer weiter die Kanäle gehören), baut man eigene Kanäle, Sender und Marken auf. Diese sind personenunabhängig und bergen natürlich ein großes Potential von Crosspromotion. Ein erklärtes Ziel der neuen Senderstrategie, um Zielgruppen zu vermischen und neue Stars aufzubauen.

Update: Erste Folge

Die erste Folge der Shortnews ist da. Thema: Massenexorzismus.

Präsentation unterhaltsam, aber  das Thema? Meh. Ich dachte gerade in Zeiten von Prism & Wahlkampf hätten wir wichtigere Themen. Um 16:00 soll wohl noch eine weiter Folge kommen und zwischendrin wird der Nerdkanal Techscalibur belebt.

Update: Inzwischen ist auch die zweite Shortnews Folge online. „Verschwörung im Amt! – Türkischer Regierungschef Erdogan hat neuen Chefberater“. Diesmal geht es um den neuen Berater des türkischen Regierungschefs Erdogan, der allerlei Verschwörungstheorien anhängen soll, zum Beispiel das die Proteste von Mächten aus dem Ausland gesteuert sein sollen.

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VGHS Season 2 -Trailer & Premiere am 25. Juli

Die VGHS Season 2 Premiere wird am 25. Juli sein. Das hat FreddieW nun in Form des Trailers zur 2. Staffel von Video Game High School bekannt gegeben. Die Webserie, deren 1. Staffel wir hier schon vorgestellt haben, spielt in naher Zukunft, in der die Gamer echte Superstars sind und ihr größtes Ziel ist es die Video Game Highschool zu besuchen. Geschafft hat das Brian D indem er den bisherigen Champion „The Law“ spontan in einem Online-Match schlug, nun kommt also Season 2. Auch hier werden die Protagonisten sich wohl wieder mit Großkalibern, auf Rennstrecken und mit Tanzspielen zwischen dem Schulalltag bekämpfen.

Webserien: 808,341 $ für VGHS Season 2

FreddieW, einer der 25 erfolgreichsten Kanäle auf Youtube, hatte für beide Staffeln via Kickstarter Geld gesammelt. Bei der ersten fragte er nach 75.000 $ und sammelte insgesamt 273,725 $ ein. Für Staffel zwei konnte er 808,341 § von der Crowd bekommen, gefragt hatte er nach 636,010 $, dem exaktem Betrag, der für Staffel eins ausgegeben wurde.

Der Trailer jedenfalls sieht hervorragend aus und zeigt, was auf und für YouTube an Serienqualität geschaffen wird.

Wer den Trailer in 48 FPS (Frames per Second) sehen möchte, kann das auf der Homepage tun. Ich würde jetzt am liebsten Staffel 2 binge watchen.

VGHS Season 1

Achso, Season 1 kann man natürlich schon binge watchen, viel Spaß und sich dabei den Übergang bis zu VGHS Season 2 versüßen.

Mich würde auch mal interessieren, was ihr von der Serie haltet: Kann das mit Fernsehstoff mithalten? Vielleicht nicht unbedingt mit Breaking Bad und Game of Thrones, aber doch mit mancher Deutschen Serie, oder?