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Musik Video

185 Youtuber dirigieren


Wer sich schon einmal auf Youtube in den Kommentarspalten umgesehen hat weiß, dass dies mit die schrecklichsten Gefilde sind, die das Internet bis heute hervorgebracht hat. Insgesamt herrscht dort ein Durcheinander von Videoantworten und um Aufmerksamkeit buhlenden Home made Shows. Unvorstellbar, dass es einer schaffen könnte, dort Ordnung rein zubringen. Eric Whitacre hat es geschafft und was er daraus gemacht hat klingt sogar gut: Eric Whitacre hat mit Hilfe von Youtube einen virtuellen Chor kreiert und lässt alle gemeinsam unter seiner Leitung  „Lux Aurumque“ singen. Wer wissen will wie das genau funktioniert hat, finder auf  seinem Blog die Entstehungsgeschichte. [via]

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Großes Kino Video

Tim Burton Kurzfilm: „Vincent“

Über die Tracks Reportage von Arte bin ich auf diesen Kurzfilm von Tim Burton gestoßen. „Vincent“ ist von 1982 und entstand als Tim Burton noch als Animationskünstler bei Walt Disney war. Die Erzählerstimme gehört übrigens dem echten Vincent Price, dessen Zusage maßgeblich dafür war, dass dieser Kurzfilm überhaupt von Disney produziert wurde. Hervorragende 6 Minuten hat Burton damals schon gezaubert, die mir die Zeit bis morgen überbrücken; dann werde ich nämlich Tim Burtons neustes Werk „Alice im Wunderland“ betrachten.

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Featured Gesellschaft Netz &

Die Virtualisierung der Realität

Deutschland, schau’ dir deine Jugend an.
Denn die Jugend von heute ist die Zukunft von morgen.

Ein Vorwort sei mir gegönnt: Dies ist keine Kaya-Yanar-Comedy und es liegt mir fern, mich über den falschen Gebrauch der (schweren) Sprache „Deutsch“ von Ausländern oder deren Kindern lustig zu machen. Die Sprachprobleme werden allerhöchstens als Vergleichsbild herangezogen und sollten differenziert betrachtet werden.

Komische Sprachen, seltsame Schrift, falsche Grammatik, von korrekter Rechtschreibung weit und breit nichts zu sehen und eine eigentümliche Ausdrucksweise.

Als Jugendlicher will man immer etwas anders sein. Rebellieren!
Anders sein und sich selbst erfinden. Nicht umsonst gibt es (sog.) Generationen-Konflikte. In Wandel von Zeit und Sprache ergeben sich dahingehend Unstimmigkeiten.
So können sich viele reifere Personen mit Begriffen wie „krass“, „geil“ oder „cool“ immer noch nicht anfreunden. Doch sind dies Worte, die durch eine Generation und deren Lebenseinstellung entwickelt, getragen und etabliert wurden. Die ältere Generation sieht das gelassen und kann der Zukunft auch risikolos entgegen sehen. Aber ist das Verhalten der heutigen Kinder und Jugendlich immer noch nur anders – oder kann man da von falsch sprechen?

In einer Welt, in der der Leistungsdruck enorm ist und die Firmen am liebsten tadellose-niemals-krank-seiende und emotionslosen Roboter beschäftigen würden, fällt oftmals die Erziehung der Kinder diesen Faktoren zum Opfer.
So arbeiten heutzutage häufig beide Elternteile. Oftmals auch in mehrere kleinere Jobs gleichzeitig, die den Lebensunterhalt sichern.
An sich ist dieser Druck der Gesellschaft schon immens und ein familiäres Leben macht die Situation nicht einfacher.

Dass ein Erwachsener mehrere Stunden am PC verbringt (verbringen muss), das Gerät danach ausmacht und in „seine Welt“ zurückkehrt, ist normal. Seine Erziehung, lernen von Werten und Fähigkeiten, fand noch in einer Welt ohne viele der heutigen technischen Spielereien statt.
Die sozialen Schranken, die es damals noch nicht gab, trennen die Gesellschaftsschichten immer mehr von einander.
Mittel- und Unterschicht nehmen den größten Teil der deutschen Gesellschaft (Arbeiter, Angestellte etc) ein  – doch es profitieren lediglich die Höhergestellten. Dabei geht es weniger um die Kaufkraft, als um die Perspektiven.
Während diese halb- und ganztags Betreuung in Anspruch nehmen können oder durch Hausangestellte in den eigenen Wänden ein soziales Umfeld schaffen.
Manche können dies jedoch nicht. Die Kinder bzw. Heranwachsenden verbringen die Zeit nach der Schule dann am PC und surfen im Internet, Chat und den sozialen Netzwerken.

Eine Auswirkung davon ist abnehmendes Bewusstsein für Sprache und Sprachgebrauch.
Doch bei einem Kind oder Jugendlichen besteht die Gefahr einer sozialen Abstumpfung.
Manche Studien mögen sagen, dass solche Netzwerke/Chats die Kommunikation anregen – aber unter das Wort Kommunikation zählt jeder Wortaustausch.

„Ich war heute Schule, rofl lol mein Lerer is voll der Opfer ey.“
„OMG wie hart altah.“

Man bekommt das unfreiwillig mit. So bleiben solche Gespräche nicht im Internet, sondern breitet sich auf Schulhöfe, öffentliche Plätze und somit in unsere Ohren aus.

Schon vor ein paar Jahren, war es nicht angesagt „deutsch“ zu sein. Deutsche Kinder hatten es schwer. Ein ganzes Land fand sich in einer Identitätskrise. Besonders in der Unter- und Mittelschicht, in denen viele Migrantenfamilien sich wieder finden, wurde die wachsende Anzahl deutscher Mitmenschen geschnitten. So entwickelte sich ein „Ausländer-Deutsch“ (Herablassend auch „Kanacken-Deutsch“ genannt, ein Ausdruck, den ich persönlich unmöglich finde)
Der typische Deutsche war zu sauber, zu glatt, zu korrekt in seiner Form – zu uncool für die Kids.
So passten viele sich den Sprachgewohnheiten von den ausländischen Kumpels an.
Das Problem war und ist, dass viele dieser Kinder Deutsch nicht als Muttersprache hatten und haben. Meist in der ersten und oftmals auch in zweiter Generation, sprechen diese Kinder zu Hause nicht die Landessprache, sondern die Sprache der Eltern und Vorfahren – ausschließlich.
Die daraus resultierenden schlechten schulischen Leistungen sind oftmals die Folge der Fremdsprache Deutsch.

Ein Kreislauf, der jetzt auch die deutsche Generation einholt. Denn im kindlichen Leichtsinn ahmt man gerne (Sprach-)Eigenheiten nach und passt sich seiner Umgebung an. Und doch wurde man immer durch die sozialen Schranken in die selbigen gewiesen.
So ist es bislang so gewesen, dass Heranwachsende z.B. irgendwann mal heimlich an der ersten Zigarette pafften – weil es verboten ist und das Verbotene reizt.
Für viele ist dieser Zug das erste und letzte Mal gewesen. Vielleicht wird mal im Kiosk ein Lutscher geklaut, vielleicht eine Rauferei. Man kann den „Tätern“ aber die Grenzen zeigen, die einem klarmachen sollen, dass das falsch war. Die meisten Kids verstehen das. Schließlich will man ja nicht „böse“ und kriminell sein oder werden. Man wollte nur ein bisschen die Grenzen ausreizen, sie aber nicht überschreiten.
Spätestens in der Pubertät legt man solche kindlichen Eigenheiten ab oder – so hart es klingen mag – halt nicht und lernt die Härte des Gesetzes kennen.

Doch die heutigen Probleme kennen weder soziale noch gesetzliche Grenzen.
Für falsches Deutsch wurde noch niemand verhaftet. Für unfreundliche Ausdrücke und emotionslose Belanglosigkeit, gibt es keine gesetzliche Strafe.

Mit dem Wachstum des Internets und der Virtualisierung aller Charaktereigenschaften (Freude, Leid, Streit etc) stirbt das Bewusstsein für die Realität ab.
Kinder, die nach der Schule nur in einem Forum „posten“ und den Begriff „Freunde“ nur von ihrer MySpace-Liste kennen, sind keine Seltenheit mehr. Keine „Randgruppe“. Zu viele Heranwachsende werden von ihren Eltern sich selbst überlassen. Und aufgefangen werden sie von Facebook, SchülerVZ und Co.

Da viele Eltern diese Probleme aus ihrer Jugend nicht kennen und ihre eigene soziale Ader durch das reale Leben geprägt wurde, sind sie sich vielleicht auch nicht der Situation bewusst.

Doch fragen wir uns was hat es für Auswirkungen auf ein Kind, das Emotionen nur auf dem Bildschirm sieht?
Woher soll jemand sozialen Umgang lernen, wenn man Freundschaften nur aus Foren oder sozialen Netzwerken kennt?
Wie soll ein Bewusstsein für Handeln entstehen, wenn auf eine Aktion keine Reaktion folgt?
Der Gebrauch von Schimpfwörtern, Beleidigungen und Drohungen erfolgt ohne Konsequenz.
Der falsche Gebrauch der Sprache erfolgt ohne Korrektur.

Und wenn diese Heranwachsenden den Computer ausmachen und aus der Tür gehen, projizieren sie ihr virtuelles Leben auf die reale Welt.

Folgen? Das bleibt abzuwarten. Die Vorzeichen für die Zukunft der modernen Welt sind alles andere als rosig.
Denn in der Realität gibt es keine Smilies, Tastaturen und keinen Neustart oder Aus-Knopf.

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Großes Kino Siebbelag

Tarantino’s Erstling: „My Best Friend’s Birthday“

Wahnsinn, was das Kraftfuttermischwerk da schon wieder auf Google Video aufgetan hat: Nicht weniger als den ersten erhaltenen Film von Quentin Tarantino.

„My Best Friend’s Birthday“ heisst der Streifen und Tarantino hat ihn 1987 zusammen mit ein paar Freunden gedreht, als er gerade Schauspielunterricht bei Allen Garfield nahm. Deshalb wollte  Tarantino bei diesem Projekt auch eher seine schauspielerischen Qualitäten, als seine Regie-Künste unter Beweis stellen. Dennoch stammt das Drehbuch aus seiner Feder und man kann schon einige seiner späteren Charakteristika ausmachen. Der Film wurde auf 16mm Schwarzweißfilm gedreht, hatte ein Budget von knapp 5000 US$ und entstand nebenbei, während Tarantino beiSchauspielunterricht nahm und ansonsten hauptberuflich in der Videothek „Video Archives“ arbeitete. Leider gingen die letzten beiden Akte des Film bei einem Laborbrand drauf und er wurde nie ganz fertig gestellt.

Tarantino allererster Film war übrigens „Love Birds in Bondage“, dieser ist aber ganz vernichtet worden.

(Quelle Text: Wikipedia, Bild: Screenshot)

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Netz &

Blog thirsty? Try #BlogThursday!

//English version below!

Es ist jetzt 2 Monate her, dass Robert Basic sich die Statistiken der Deutschen Blogcharts angeschaut und festgestellt hat, dass der Grad der Verlinkung auf dem Stand von 2006 angekommen ist. Heisst also, dass nach einem Hoch und Hype mit einem stetigen Anstieg was Bloganzahl und deren Verknüpfung anging ist die Zahl der Links, die sich Blogger untereinander schenken rückläufig. Aktuell reicht es beispielsweise, wenn 89 Blogs in den letzten 6 Monaten auf das eigene Blog verwiesen haben, um in die Charts einzusteigen. Zum Vergleich: Im März 2008 waren es noch 211.

Das alles ist keine neue Erkenntnis und auch der Schuldige scheint schon lange festzustehen: Twitter. Die meisten verzichten inzwischen darauf, wegen eines Links ihren Blogeditor anzuwerfen, sondern garnieren ihn mit 140 Zeichen und schicken in raus in die Welt. Das ist soweit gar nicht schlimm und dennoch schade. Denn ich glaube, dass diese Entwicklung weiter dazu beiträgt, dass der Long Tail im Long Tail bleibt. Also die „großen Blogs“ bleiben weiter groß, weil sie tendenziell immer noch mehr verlinkt werden und die Kleinen bleiben klein, weil sie keiner verlinkt. Manche werfen den „Großen“ dazu noch Inzest vor.

#BlogThursday

Das macht es viel schwerer neue, spannende Blogs zu entdecken.  Auf Twitter zählen bis lang  auch lediglich einzelne Beiträge mit den schnellsten Nachrichten und neusten Informationen. Gesamtwerke werden selten gewürdigt.

Schade eigentlich, den meistens sind es genau diese „Gesamtkunstwerk-Blogs“ in meinem FeedReader, die mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern oder mich zum Nachdenken anregen. Und ich würde gerne mehr davon entdecken, einziges Problem: Ich weiß nicht wie, denn Sie sind ja nirgends verlinkt. So alt wie dieses Erkenntnis sind auch schon die Lösungsansätze:

StyleSpion organisierte Halbjährlich „Ein ♥ für Blogs“. Gab dann aber angesichts massiver Linkbaiting-Vorwürfe auf.
Ui hat den FollowFriday umgemünzt und präsentiert nun allwöchentlich auf seinem Blog andere Blogs denen es zu folgen lohnt. Ähnlich sah auch Robert Basics vorgehen, nachdem oben erwähnten Artikel aus: Seit ein paar Wochen empfiehlt er am etablierten Followfriday auf Twitter Blogs die er gerne liest, anstatt einzelner User.

Aber mir geht das alles nicht weit genug. Blogs sind etwas wunderbares und dahinter stecken Menschen die sich viel Arbeit machen und es gibt so viele großartige unentdeckte Perlen im weiten Meer. Deshalb plädiere ich dafür, dass Blogs ihren eigenen Twitter-Tag bekommen, ähnlich dem #musicmonday oder eben dem #followfriday, um zwei etablierte Beispiele zu nennen, möchte ich hiermit den #BlogThursday einführen.

Wie funktioniert das? Ganz einfach:

Ihr nehmt euch am Donnerstag 2 Sekunden Zeit und überlegt euch, welches die schönste Blogperle ist, die ihr kennt. Welche Autor bringt euch regelmäßig zum Lachen, Nachdenken oder hat einfach eine anbetungswürdige Schreibe?
Den Link zu seinem digitalen Tagebuch packt ihr dann in eure Twitternachricht zusammen mit einer kleinen Beschreibung oder Begründung, warum dieses Blog so toll ist.
Dann noch Hashtag #BlogThursday dahinter, damit andere eure Empfehlung besser finden können und hinaus damit in die Flut der Nachrichten.

Lasst und Blogs wieder zu einem Trending Topic machen, ich freue mich schon darauf viele neue, spannende Blogs zu entdecken und hoffe, dass viele von euch mitmachen und vielleicht vorher noch andere darauf hinweisen: Donnerstag ist Blogtag.

english version:

I don’t exactly know how the situation in other blogospheres is, but in Germany the linking between blogs is decreasing. A lot of the precious link juice is of course going to Twitter. Many of Blog posts are linked on Twitter everyday, but blogs as complete works are not that appreciated. Although there is room for nearly everything on Twitter: On Fridays you recommend interesting users, on Mondays you tell others, what music you’re listening to. Why not do something like that for blogs? Because blogs are such a beautiful thing, cause a lot of work and every single author is happy getting a recommendation. That’s why i thought about launching #BlogThursday.

What you gotta do? Its pretty easy: just take 2 seconds and think about which blog had a pretty touching article today, made you rethink your current position on a topic, or simply made your day through a funny picture? Take the link to a blog, write a few words why that blog is worth being read, add #BlogThursday  and send it out to your followers.

I think they’ll like getting new Blog recommendations and the Blog authors will be happy getting some love back. So lets do this: From now on it’s #BlogThursday.

For more you should follow us on Twitter and add our RSS-Feed.

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Gesellschaft Politik

Prüfungen, Joints & Tränen

Inzwischen sind ist der Großteil der Prüfungen vorbei und damit können die Bachelor-Studenten wieder etwas durchatmen. Denn während der Klausurenphase stehen die Studenten unter einem extremen Druck, innerhalb weniger Wochen müssen viele Klausuren geschrieben werden. Diese erfordern selten eigenes Denken, sondern vor allem gutes Auswendiglernen. Ein Bericht.

Die Tränen laufen ihre Wangen herunter. Wie soll sie das nur schaffen? Sie hat nur noch vier Tage, um sich den gesamten Stoff von vier Veranstaltungen der letzten zwei Semester einzutrichtern. Lena* ist Bachelorstudentin. Genau wie ihr Freund, der hat heute Mittag schon seinen ersten Wodka getrunken. „Ich halte das sonst nicht durch“, sagt er und meint die Klausurenphase. Sein Mitbewohner raucht jetzt jeden Abend drei Joints, um einschlafen zu können. Er hat Angst, seinen Nebenjob bei einem renommierten Marktforschungsinstitut zu verlieren, weil er vor lauter Lernen diesen Monat die erforderlichen Stunden nicht erbringen kann.

Bachelor Studenten im Hörsaal
Bachelor Studenten im Hörsaal. // Unter CC BY-ND 2.0 bei Karola Rieger

Die Nerven in der WG liegen blank

Auch Lena geht zweimal die Woche vor der Uni arbeiten, ihre Eltern können ihr nicht genügend Geld geben, damit es zum Leben reicht. Wenigstens hat sie das Glück, in einem Bundesland ohne Studiengebühren zu wohnen, sonst müsste sie noch mehr arbeiten. Dafür ist eigentlich keine Zeit, schließlich ist der Bachelorstudiengang als 40-Stunden-Woche konzipiert, mit sechs Wochen Urlaub im Jahr. Die Semesterferien sind schon lange keine mehr, sie nennen sich nicht umsonst „vorlesungsfreie Zeit“. Da werden dann Klausuren reingeschoben, es sind Hausarbeiten zu schreiben und Praktika zu absolvieren.

Während der Klausurenphase ist der Stress besonders hoch. Die Nerven in der WG liegen blank, schließlich zählen alle Arbeiten bereits für die Abschlussnote. Auch sonst haben die Noten einen hohen Stellenwert: Wer zum Beispiel mit dem ERASMUS-Programm ein Auslandssemester belegen will, muss Bestnoten vorlegen, denn nur diese zählen im Auswahlverfahren. In das Motivationsschreiben wird nur im Ausnahmefall mal hineingeschaut.

Echtes Wissen und Verstehen ist dabei kaum gefragt, sondern vor allem Auswendiggelerntes. Das macht auch eine Professorin recht deutlich, wenn sie andeutet, dass man mit logisch hergeleiteten Antworten in der Klausur nicht punktet, sie will das Lesen was auf ihren Folien stand.

Burnout schon nach sechs Semestern

Unter den Studierenden hat sich der Begriff „Bulimielernen“ eingebürgert: Man stopft sich bis zur Klausur möglichst alles Wissen rein, um es danach wieder auszukotzen, damit Platz ist für die nächste. Dabei sind es dieses Semester sogar weniger Klausuren, im letzten mussten innerhalb weniger Wochen 11 Prüfungsleistungen abgelegt werden. Auch dem sonst immer so motivierten Kommilitonen fehlt da der Antrieb: „Mit macht einfach nichts mehr Spaß“, sagt er. Egal ob es darum geht sich für das Studium zu motivieren oder seine Freizeit zu gestalten: Antriebslosigkeit, ein Symptom von Burnout. Er hatte sich vorgestellt, mehr in die Dinge einzutauchen, die ihn interessieren, aber das durchstrukturierte Studium lässt es kaum zu, eigene Präferenzen zu setzen.

Im letzen Jahr hatten die Studenten mit zahlreichen Streikaktionen auf ihre Lage auf ihre Studiensituation aufmerksamgemacht. Tausende gingen während der Bildungssreikwoche im Juni auf die Straße, und im Winter waren über 80 Hörsäle in ganz Europa waren besetzt. Inzwischen wurden Nachbesserungen an dem kritisierten Bachelorstudiengang versprochen. Aber von diesen Reformen werden Lena & Co. wahrscheinlich nichts mehr haben. Denn bis die  Verbesserungen der Reformen umgesetzt werden, sind sie mit ihrem Bachelorstudium durch.

(*Name geändert)

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Gesellschaft Politik Video

Heike Makatsch und die süße kleine Bankensteuer

Dieses Video ist natürlich nicht nur wegen Heike Makatsch sehenswert, sondern weil es doch weiterhin bemerkenswert ist, das während der „Finanzkrise“ alle schrien man müsse etwas ändern und sich nichts geändert hat. Man hat weder nachgedacht, noch umgeschwenkt; man hat laut geschrien und dann leise so weiter gemacht wie zu vor. Dabei wäre es ja gar nicht so schwer, wie Heike Makatsch und Jan Josef Liefers vorrechnen.
Achso, sollte jemand dannach gewillt sein: Zur Petitionsunterzeichnung gehts hier lang.

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Flimmern & Sehen Großes Kino Video

Erste Alice im Wunderland Verfilmung online

Alice im Wunderland ist eine wunderbare Novelle von Lewis Carroll, die 1865 das erste mal veröffentlicht wurde und wir alle haben wohl noch die ebenso wunderbare alte Disney Verfilmung im Kopf. Ebenso wunderbar verspricht die Tim Burton Verfilmung zu werden und das scheint mir einer der most anticipated Filme zur Zeit zu sein. Die erste Verfilmung der Geschichte ist aber viel älter: Schon 1903 machten sich Cecil Hepworth und Percy Stow daran Alice und ihre Abenteure mit dem weißen Hasen auf 35mm zu bannen. Mit 12 Minuten war der Film damals einer der längsten Englands, die restaurierte Fassung oben hat es immer hin geschafft acht davon wieder herzustellen.
[via Kraftfuttermischwerk]

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Bewegen & Beschäftigen Sport

„Viermal gesund unten ankommen“

Es waren tolle olympische Winterspiele, die wir in den letzten 2 ½ Wochen verfolgen durften: Hoch spannende Entscheidungen, wenige hundertstel Sekunden, die zwischen Sieg und Niederlage liegen, sportliche Top-Leistungen. Auch 30 Medaillen für deutsche Athleten können sich sehen lassen. Doch vieles lief völlig schief bei Olympia und die Grenzen des Machbaren wurden endgültig ausgereizt.

„Verdrängung“ meint in der Psychologie ein Abwehrmechanismus des Menschen, durch den dieser (vorübergehend) vergisst, was er nicht wahrhaben will, weil es sein Selbstgefühl stört. Diesen Mechanismus beherrscht jeder Mensch und seit etwa drei Wochen einige der Athleten von Vancouver und Whistler vermutlich besser denn je. Denn von Anfang an waren die Spiele überschattet vom Tod des gerade erst 21-jährigen georgischen Rodlers Nodar Kumaritashwili, der in einem Trainingslauf aus der Bahn geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen einen Stahlpfeiler flog. Schon zuvor wurde der Eiskanal von Whistler von Spitzensportlern und Funktionären aus der ganzen Welt stark kritisiert, er sei zu schnell, zu gefährlich, lebensgefährlich. Kumaritashwili hat die Ignoranz der Warnungen mit seinem Leben bezahlt. Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), zeigte sich bestürzt: „Die gesamte olympische Familie ist betroffen. Ein junger Athlet hat sein Leben verloren, weil er seiner Leidenschaft nachging.“ Es lässt sich darüber streiten, ob er starb, weil er seiner Leidenschaft nachging. Und nicht deswegen, weil die Grenzen des Machbaren auch für die Spitzensportler der Welt endgültig ausgereizt wurden. Bei aller Betroffenheit und Trauer: Man muss darüber streiten.

Nodar Kumaritashwili
Nodar Kumaritashwili |by marshillonline/ / CC BY 2.0

Immerhin: Die Bahn wurde verändert, verkürzt und entschärft. Gott sei Dank blieb es bei einem Todesfall, doch auch die Stürze in kommenden Rennen im Rodeln und Bobsport sprechen Bände. In Trainingsläufen der Bob-Fahrer kam es schon vor den eigentlichen Wettkämpfen zu acht Stürzen, der Schweizer Beat Hefti zog sich dabei eine Gehirnerschütterung zu und konnte zunächst nicht mehr antreten, auch der Österreicher Duncan Harvey wurde vorübergehend ins Krankenhaus eingeliefert. Abgesehen von etlichen Verbrennungen und Schürfwunden brach sich die deutsche Romy Logsch den Fuß. Der Bob-Weltverband FIBT zeigte die schlechteste aller möglichen Reaktionen: Er verpasste Sportlern und Funktionären einen Maulkorb. Paul Pruszynski, FIBT-Vize-Präsident, drohte mit Sanktionen, sollten diese sich über die lebensgefährliche Bahn äußern. „Lächerlich“ und „ein Witz“, wie der deutsche Direktor des Bob- und Schlittenverbandes Deutschland (BSD) Thomas Schwab es nannte, ist das mindeste Urteil. Auch der deutsche Bobpilot Karl Angerer stürzte: „Diese Bahn ist wirklich brutal schnell. Bei Geschwindigkeiten von 150 Stundenkilometern wird es schon schwierig.“ Wenigstens einer, der sich vom Redeverbot nicht beeindrucken ließ.

Die zweitschlechteste Reaktion kam ebenfalls vom FIBT: Auch eine Häufung von Stürzen sei nichts Ungewöhnliches und das Thema werde übertrieben diskutiert, so FIBT-Sprecher Bob Krone. Was man ja auch daran sehe, dass die Piloten von Anfang volles Risiko gehen. Es scheint doch nicht die ganze olympische Familie betroffen zu sein. Und tote Rodler sind nichts Ungewöhnliches.

Nicht viel anders sieht es im Ski Alpin aus. Im Abfahrtsrennen der Frauen kamen von den 45 Starterinnen gerade mal noch 37 ins Ziel, eine weitere war im Ziel so erledigt, dass sie nicht mal mehr bremsen konnte und unter eine Bande durchrutschte. Jede fünfte stürzte. Dass mal jemand stürzt und sich dabei auch verletzt, passiert nun mal im Sport, auch unter Weltmeistern. Diesem Risiko muss sich jeder, der Sport macht, bewusst sein. Doch neun Stürze und Skifahrerinnen, denen die Sorge, nicht heil unten anzukommen, regelrecht ins Gesicht geschrieben steht, sind zu viel. Auch hier war die Kritik schon vor dem Rennen laut geworden, wurde aber ebenso ignoriert oder verdrängt wie schon beim Whistler Eiskanal.

Da helfen auch die Rechtfertigungsversuche des Direktors der Abfahrt, Atle Skaardal, nicht: „Der Kurs war schwierig, aber er war sicher akzeptabel. […] Die Strecke war heute schneller als erwartet. Es hat über Nacht geregnet und das hat den Kurs vereist.“ Wenn mittlerweile also das Wetter für die Gesundheit der Athleten verantwortlich ist, dann wurde der Bogen überspannt. Wenn nicht, macht Skaardal höchstens dem Name des Zielsprungs „seiner“ Strecke, auf der die meisten mit Tempo 120 stürzten, alle Ehre: Er heißt „Heiße Luft“. Doch auch in diesem Fall wurde der Bogen überspannt.

Und wie gehen die Athleten mit der Gefahr um?

Die Schwedin Anja Paerson, die die „Heiße Luft“ ebenfalls mit voller Härte zu spüren bekommen hatte, machte am nächsten Tag trotz Prellungen und Schmerzen am ganzen Körper einfach weiter – und holte in der Super-Kombination sensationell Bronze.

Der Bobpilot Michael Klingler, der für Liechtenstein antrat und schon von Anfang keiner der Medaillenfavoriten war, setzte sich kurzerhand ein neues Ziel: „Viermal gesund unten ankommen.“

Und der Rodler Felix Loch sowie das deutsche Bob-Talent André Lange üben sich in Verdrängung. Gegenüber dem Spiegel sagte Loch im Interview: „Während des Rennens konnte ich das Unglück glücklicherweise recht gut ausblenden.“ André Lange will sich ebenfalls auf den Sport konzentrieren: „Das mit den Stürzen muss man ausblenden.“

Die Spiele gingen zu weit. Für die englische Zeitung „The Independent“ waren sie schon zu Beginn kein Test der Nerven und der Geschicklichkeit mehr, sondern eine Lotterie mit dem Leben der Sportler. Womit wir fast wieder bei den Olympischen Spielen der Antike angekommen sind. In den klassischen Kampfsportarten wie Boxen, Ringen und Stockfechten mussten die Athleten immer auch mit dem Tod rechnen, wenn sie einen Fehler machten. Heute sind es eben Rodeln und Bob.